Inmitten des wildromantischen Lorzentobels, zwischen Baar und Neuägeri in den Schwyzer Alpen, lockt eine faszinierende unterirdische Welt.

Sie sind weltweit einzigartig, die Höllgrotten. Während die Entstehung anderer Tropfsteinhöhlen im Felsuntergrund durch unterirdisch abfliessendes Wasser jeweils Millionen Jahre dauerte, bildeten sich die Höllgrotten in vergleichsweise kurzer Zeit von etwa 3000 Jahren. Sie sind noch relativ «jung», rund 6000 Jahre alt – und mittlerweile modern inszeniert und höchst informativ. Entdeckt wurde die erste Grotte bereits im Jahr 1863 im Zuge der Abbauarbeiten von Tuff im Lorzentobel. Sie war wegen der unterirdischen Seen schwer zugänglich. Glücklicherweise wurde der Tuffabbau gestoppt und so blieb die Grotte erhalten. Schon bald, im Jahre 1887, waren die Höllgrotten öffentlich zugänglich. Kurz drauf tauchten weitere Teile der Grotten auf und die weitsichtigen Entdecker führten geschickt sämtliche Höhlen zusammen. 1917 wurde zwischen der unteren und der rund 40 Meter weiter oben gelegenen Höhlengruppe ein künstlicher Verbindungsstollen geschaffen – so ist für die Nachwelt ein wunderbares Grottensystem entstanden, das in einem Rundgang bestaunt werden kann. Einzigartig, märchenhaft, faszinierend.

In der Unterwelt

Nach dem Ticketkauf beim Kiosk führt ein ca. zehnminütiger Weg aufwärts durch den Wald – dann steht man vor dem Eingang in die Unterwelt. Eigentlich stellt man sich diese anders vor … aber hier bilden Stalagmiten und Stalaktiten ein unterirdisches Zauberreich. Der gesamte Rundgang dauert etwa 45 Minuten, oder länger, je nachdem, wie lange man an den einzelnen Orten verweilt und sich in den Informationstafeln vertieft. Das «Höllgrottetüüfeli» entführt in eine fabelhafte Welt und lässt für eine Weile den Alltag in den Hintergrund treten.

Wer mag, nimmt den kostenlosen Audioguide in Anspruch – er kann als App auf Smartphones/iPods geladen oder am Kiosk auf I-Pods gratis ausgeliehen werden. Und los geht’s. In einem unterhaltsam informativen Hörspiel erzählt das listige «Tüüfeli» einer Familie, wie es einst zur Höhlenbildung kam. Erwachsene wie Kinder werden gleichermassen auf eine spannende Zeitreise mitgenommen. Im eigenen Tempo kann man auf gut begehbaren Wegen und über Treppen durch das Höhlenlabyrinth wandern. Dank modernster LED-Beleuchtung lässt sich das Gestein in seiner natürlichen Farbenund Formenvielfalt entdecken. Anmutende Tropfsteinformationen, unterirdische Seen und verwunschene Nischen faszinieren. In der Wurzelgrotte sind versteinerte Wurzeln zu sehen. Aufgrund der nur zwei Meter dicken Höhlendecke drangen Wurzeln einzelner Bäume, vor allem von Bergahornen, bis in die Grotte vor – die nun versteinert sind. Wunderschön auch die Stalaktiten im Zauberschloss. Über einen Weg im Freien gelangt man in die untere Grotte, wo Seegrotte, Himmelsgrotte, Fabelgrotte, Korallenschlucht und Feengrotte zu bestaunen sind. Da die Temperatur in den Höhlen ganzjährig konstant rund zehn Grad beträgt, empfiehlt es sich, warme Kleidung oder eine Jacke mitzubringen. Geschlossene Schuhe sind zu empfehlen, da es hier und da nasse Stellen und Pfützen gibt und es auch von der Decke tröpfeln kann. Der Ausgang befindet sich beim Kiosk, kalte und warme Getränke sowie Glacé können hier konsumiert werden. Zum längeren Verweilen lädt das nahe gelegene Restaurant Höllgrotten mit seiner idyllischen Gartenwirtschaft.

Zum Teufel!

Uns so kam es zur Namensgebung: Seit jeher nennen die Einheimischen das Gebiet «Höll», was ursprünglich von «Hell» kam, weil es eine «Waldlichtung» im Lorzentobel meinte. Allmählich erhielt «Höll» seine heutige Bedeutung, da das entlegene Tobel zuweilen recht finster war. Um 1860 versuchte der Pfarrer Johann Josef Zehnder von Neuheim der Bevölkerung den Namen «Höll» auszureden – doch vergebens. Als dann die Grotten erstmals entdeckt wurden, war natürlich klar, dass hier dämonische Kräfte am Werk gewesen sein mussten. Die Leute dachten dann freilich beim Anblick der Tropfsteingebilde eher an magische, zauberhafte Kräfte …

Ausflüge in der Umgebung

Ein Ausflug ins malerische Lorzentobel lohnt sich nicht nur aufgrund der einzigartigen Tropfsteinhöhlen. Auch die Umgebung bietet vielerlei Aktivitäten und Verpflegungsmöglichkeiten für spannende Tagesausflüge. Spazierwege und Wanderungen laden zu Streifzügen durch die von Wasserläufen und Schluchten geprägte Landschaft. An Plätzen zum Picknicken und Grillieren mangelt es nicht. So lotst der Industriepfad von Neuägeri nach Baar auf leichten Wanderwegen durchs Lorzentobel und der munteren Lorze entlang – die Höllgrotten liegen unmittelbar am Weg. Wer die sportliche Herausforderung liebt, kann den Ausflug in die Höllgrotten mit einer Trottifahrt vom Zugerberg beginnen. Passionierte Velofahrer können auf der Schweiz Mobil Seen-Route die Naturschönheiten der Zentralschweiz entdecken.

Anreise

Mit dem Auto: Von Baar aus sind die Höllgrotten auf guter Strasse erreichbar, Gratisparkplätze sind vorhanden. Mit dem Velo: Vom Bahnhof Baar geht es 4,5 km auf asphaltierter Strasse durch den Wald. Zu Fuss: Ab Bahnhof Baar sind die Grotten in gut einer Stunde erreichbar. ÖV ab Baar: Buslinie Nr. 3 (bis Haltestelle Paradies), dann 40 Minuten Fussmarsch. Täglich geöffnet von 9 bis 17 Uhr. Der Rundgang kann bei jedem Wetter selbstständig gemacht werden. Weitere Infos: www.hoellgrotten.ch

Foto: ANDREAS BUSSLINGER