DAS HERZ

Die faustgrosse Pumpe ist zuverlässiger als jede Maschine. Sie schlägt etwa 70 Mal pro Minute, dabei presst der Herzmuskel ohne Unterbruch Blut durch den Körper, um die 300 Liter in der Stunde, oder gegen 200 Millionen Liter in einem Menschenleben.

von Dr. Med. Thomas Wendel und Kurt Aeschbacher

Es musste in der Menschheitsgeschichte für vieles hinhalten, das Herz. Es gilt als Ort der Gefühle, als Wahrzeichen der Liebe, als Symbol für manches, was wir nicht erklären können. Aber auch herzlose Menschen haben ein Herz. Denn wenn es auch nur kurzzeitig aussetzt, bringt dies unseren Körper in Lebensgefahr. Sprich: Dieser banale Muskel, nicht viel grösser als eine Faust, ist ein Weltmeister in Sachen Ausdauer und Zuverlässigkeit. Die Blutpumpe versorgt unsere Zellen mit allem, was sie brauchen. Genau gesagt besteht das Herz aus zwei Pumpen, die synchron arbeiten, und den beiden Herzkammern, die je einen kleinen und einen grossen Kreislauf bedienen.

Die rechte Kammer presst sauerstoffarmes Blut in die Lunge. Dort wird es mit dem eingeatmeten Sauerstoff angereichert und fliesst dann als «frisches», sauerstoffreiches Blut zurück zum Herzen. Das ist der kleine Kreislauf.

Wieder im Herzen, gelangt das Blut in die linke Herzkammer und wird von dort in den grösseren Kreislauf, den Körperkreislauf geschickt. Damit wird der ganze Körper bis in die letzte Zelle unseres Gewebes mit dem angereicherten Lebenssaft versorgt. Im Gegenzug bringt es Kohlendioxid und alle Abfallstoffe, welche die Zellen nicht mehr benötigen, zurück in die erste Kammer. Und der Kreislauf, er entspricht im menschlichen Körper einer Acht, kann von vorne beginnen. So weit, so gut. Aber jetzt wird es etwas komplizierter. Damit die beiden Kreisläufe getrennt voneinander funktionieren, ist das Herz zweigeteilt (für «frisches» und «verbrauchtes » Blut) und mit einem raffinierten System an Kammern, Ventilen und Vorhöfen verbunden. Die Vorhöfe saugen das Blut ins Herz. Das wird möglich, weil sich die Herzkammern bei jedem Herzschlag zusammenziehen und sich dadurch die Vorhöfe ausdehnen. Aus den Vorhöfen fliesst das Blut dank einem Unterdruck in die Kammern und von da wieder zurück in den Kreislauf. Damit dieses System funktioniert, braucht es eine Art Ventile, die verhindern, dass Blut nicht zurückfliesst, sondern nur in eine Richtung strömt. Dafür sind die Herzklappen zuständig. Sie sind eine Art Wunderwerk unserer Evolution: Dünn, glatt und extrem robust steuern sie wie Segel den Fluss unseres Lebenssaftes. Drückt das Blut vom gefüllten Vorhof Richtung Kammer, weichen die Segel. Zieht sich der Kammermuskel für den nächsten Herzschlag zusammen, blähen sich die Klappen und verschliessen den Rückweg und das Blut strömt über die Arterien (das sind die Adern, die vom Herzen wegführen) in den Körperkreislauf (Venen sind die Gefässe, welche Blut zurück zum Herzen hin transportieren). Zieht sich der Lebensmuskel zusammen, können wir die Wellenbewegung des Blutes in unserem Körper als Pulsschlag wahrnehmen. Bei einem gesunden Erwachsenen sind das etwa 70 Schläge pro Minute. Bei starken Aktivitäten kann sich diese Frequenz auf über 200 Schläge erhöhen, weil die Bedürfnisse des Körpers sozusagen automatisch durch die Herzleistung ausgeglichen werden. Das grossartige an der Herzpumpe ist, dass sie diesen Ausgleich automatisch steuert, durch das vegetative Nervensystem nämlich. Das liegt nicht zuletzt am eigenständigen Taktgeber unseres Hohlmuskels, dem Sinusknoten. Er ist eine Art natürlicher Schrittmacher, der dank Hunderten von spezialisierten Herzmuskelzellen über komplizierte biochemische Prozesse völlig selbstständig die elektrischen Impulse erzeugt, die jeweils jeden Herzschlag auslösen.

Durch die Atmung nimmt ein Mensch täglich etwa 10000 bis 20000 Liter Luft auf, etwa ein Fünftel davon wird als Sauerstoff aufgenommen und bei der Ausatmung wird Kohlendioxid (CO2) abgeatmet. Im Zusammenspiel mit Mund und Nase, Rachen, Luftröhre und Zwerchfell holt – vereinfacht gesagt – die Lunge beim Einatmen frische Luft in den Körper, filtert den lebensnotwendigen Sauerstoff heraus und transportiert das Kohlendioxid beim Ausatmen ab. Dabei dienen die Bronchien (sie teilen sich 22 Mal, bis sie in die feinen Bronchiolen münden) in den beiden Lungenflügeln als Luftverteiler und fangen Fremdkörper sowie Krankheitserreger ab. Wie Weinbeeren an einer Traube hängen dann an den feinen Bronchiolen die Lungenbläschen.

Was geschieht bei der Atmung?
Die Lunge funktioniert wie eine Pumpe. Beim Einatmen dehnen die Muskeln des Zwerchfells und der Rippen die Lunge. Sie selbst hat keine Muskulatur. Durch den Unterdruck wird frische Atemluft angesaugt und über die Bronchien zu den Lungenbläschen geleitet. Diese Bläschen (Alveolen) sind von rund 300 Millionen feinen Blutgefässen umgeben, in denen der eigentliche Gasaustausch mit dem Blut stattfindet. Das Blut nimmt den Sauerstoff auf und gibt Kohlendioxid zur Ausatmung an die Lungenbläschen ab. Die Lunge besteht übrigens aus zwei Lungenflügeln, wobei sich der rechte in drei und der linke bloss in zwei Lappen aufteilt, da hier das Herz einigen Raum einnimmt.

Physiologisch kann man sich vereinfacht die Atmung so vorstellen: Das venöse Blut (sauerstoffarm und stickstoffreich) gelangt zum Herzen und wird durch den rechten Herzvorhof und die rechte Herzkammer in die Lunge ausgeworfen (sogenannter kleiner Kreislauf oder Lungenkreislauf). Das in der Lunge mit Sauerstoff gesättigte arterielle Blut (sauerstoffreich und stickstoffarm) wird dann über den linken Herzvorhof und die linke Herzkammer in den sogenannten grossen Kreislauf ausgeworfen und der Sauerstoff gelangt nun mit dem Blut zu den Zellen, um diese mit O2 zu versorgen.

Ist meine Lunge gesund?
Bei Husten, Schmerzen im Brustkorb oder Atemproblemen sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Zur Lungenuntersuchung gehören das Abklopfen des Oberkörpers und das Abhören mit einem Stethoskop, bei einer vermuteten Erkrankung auch eine Röntgenaufnahme oder eine sogenannte Spirometrie, ein Lungenfunktionstest.

 

Erkrankungen der Lunge

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
Jährlich erkranken 4000 Schweizerinnen und Schweizer an Lungenkrebs, das sind 10% aller Krebserkrankungen. In der Schweiz ist es bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die dritthäufigste Krebsart. 90% aller Fälle von Lungenkrebs werden durch das Rauchen ausgelöst.

Asthma Bronchiale
Die Schleimhäute der Wände, vor allem der Bronchien, sind chronisch entzündet, die Patienten haben grosse Probleme bei der Ausatmung, die Lungen überblähen quasi. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen einem allergischen und einem nichtallergischen Asthma.

Bronchitis
Akut-Entzündung vor allem der Bronchien. Chronisch-dauerhafte Entzündung mit chronischem Husten und Auswurf, oftmals durch das Rauchen ausgelöst.

COPD (Raucherlunge)
COPD ist ein Krankheitsbild meist bei chronischen langjährigen Rauchern, eine Kombination aus chronischer Bronchitis und einem Lungenemphysem, bei dem Areale der Lunge irreversibel überbläht sind und nicht mehr beim Gasaustausch teilnehmen. Chronische Atemnot und Probleme bei der Ausatmung sind die dramatischen Folgen bis hin zur Lungentransplantation.

Lungenembolie
Meist ein aus den Bein-oder Beckenvenen eingeschlepptes Blutgerinnsel, das Lungengefässe verstopft und verschliesst.

Lungenentzündung
Die Pneumonie wird fast immer durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze verursacht.

Lungenödem
Ansammlung von Körperflüssigkeit (z.B. Blut oder Lymphe) im Lungengewebe, das oft von einer Art «Rasseln» bei den Atembewegungen begleitet wird.

 

Wer nachts schnarcht

Wer nachts schnarcht, Atemaussetzer hat und tagsüber oft müde ist, hat wohl ein Schlafapnoe-Problem. Die Konsequenzen sind starke Tagesmüdigkeit, Bluthochdruck und ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Die typischen Symptome dieser Krankheit sind starkes, unregelmässiges Schnarchen und Atemaussetzer. Dies merkt der Betroffene (es sind mehrheitlich Männer) oft nicht selbst, hingegen die Partnerinnen und Partner umso mehr. Die entsprechenden Hinweise sollte man sich jedoch zu Herzen nehmen und sich untersuchen lassen. Die Ursachen können Vererbung sein, oft ist es Übergewicht, Alkoholkonsum vor dem Einschlafen oder Rauchen.

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