Thörishaus – Liebewil – Bindehus – Köniz

Gleich hinter Köniz beginnt das Paradies. Der gemütliche Spaziergang ab Thörishaus-Dorf bietet alles, was Herz und Augen begehren: Üppige Blumenwiesen, Schatten spendender Märchenwald, die malerischen Weiler Liebewil und Herzwil. Ein idealer Familienausflug für den Sonntagnachmittag.

Von Michael Fankhauser

Den Ausgangspunkt der Tour – Thörishaus-Dorf (und nicht Thörishaus-Station!) – erreicht man von Bern aus im Nu. Gut zehn Minuten dauert die Bahnfahrt, und schon müssen wir einen ersten Effort leisten – den kurzen, aber steilen Aufstieg von Thörishaus (585 m) durch den Wald zum Fusse des Bursthogers. Weiter geht’s scharf links – nun über freies Feld – nach Liebewil (671 m). Der liebe Gott steckt im Detail: Das Ortsbild ist weitgehend intakt, zu bewundern gibt’s stattliche Bauernhäuser mit ansehnlichen Ründedächern und üppigen Malereien.

Käserei Liebewil – Foto: Gemeinde Köniz

Ein herrlicher Einstieg in eine «heile Welt», die wir auf dieser Tour nicht so schnell verlassen. Hinter Liebewil verschafft uns der Mängistorfberg zunächst einmal eine beachtliche Panoramasicht auf die Gantrischkette. Auch lohnt der Blick zurück, denn da behauptet sich der Chasseral gegen die Dunstglocke, die über dem Drei-Seen-Land hängt. Die gänzliche Besteigung des Mängistorfberges bleibt uns erspart, wir schwenken nämlich nach links ab. Es folgt ein sanft geschwungener Weg durch schattigen Wald; auch dieser Streckenabschnitt ist nicht ohne Reize: Unzählige Buschwindröschen erfreuen das Auge, über uns tschilpen hell die Meisen.

Über Felder und Wiesen
Wenig später bietet sich der Abstecher ins höchst idyllische Bauerndorf Herzwil (siehe «by the way») an. Wir aber widerstehen der Verlockung und bleiben auf dem eingeschlagenen Weg – bis zu einer weiteren Wegkreuzung. Dort nehmen wir Kurs auf Köniz und verlassen bald den Mängistorfbergwald, um kurze Zeit später ins nächste Gehölz, das von «Lothar» arg zersauste Herrehölzli, einzutauchen. Etwas Gutes ist der unheimlichen Zerstörungswut des Orkans immerhin abzugewinnen: Der gelichtete Wald gibt nun den Blick frei auf eine traumhaft schöne Szenerie: Links der äusserst malerische Weiler Herzwil, vor uns die anmutige Landschaft des Stieremoos. Kurzer Abstieg auf schmalem Pfad.

Fideles Spazieren über Felder und Wiesen – das ist die Quintessenz des letzten Teilstückes. Munter plätschert ein von Weiden gesäumtes Bächlein, gelb leuchten die Schlüsselblumen. Wir nähern uns dem herrschaftlichen Hof und Pferdezentrum Bindehus (618 m) ohne Umschweife. Hinter Bindehus erreichen wir über bequeme Treppenstufen und eine Grasspur ein weiteres Bächlein, das uns nun bis Köniz (572 m), dem Endpunkt der Wanderung, begleitet.

Anforderungen: Leicht, für Kinder gut geeignet.
Anfahrt: Mit der Bahn bis Thörishaus-Dorf.
Rückfahrt: Ab Köniz-Station mit Bahn oder Bus.
Distanz: 8,6 km.
Wanderzeit: 2 h 10.
Jahreszeit: Ganzes Jahr, besonders schön im Frühling zur Blütezeit.
Verpflegung unterwegs: Keine Verpflegungsmöglichkeiten unterwegs, mehrere Restaurants in Köniz.

By the Way
Unterwegs passieren wir den schmucken Weiler Liebewil mit seinen prächtigen, vorwiegend spätbarocken Bauernhäuser. Noch schöner ist das Bauerndorf Herzwil, das wir allerdings nur aus der Ferne betrachten können. Herzwil gilt als eines der schönsten Ortsbilder der Schweiz bezüglich landschaftlicher Lage, Baubestand und ungestörter Umgebung. Der Ort besitzt eine ganze Reihe stattlicher Bauernhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts mit den dazugehörenden Nebenbauten.

Schloss und Kirche Köniz – Foto: Gemeinde Köniz

Die Wanderung endet bei der Kirche Köniz, einer ehemaligen Deutschordenkirche mit romanischem Schiff und hochgotischem Chor. Sehenswert sind die wertvollen Glasmalereien aus dem Schulkreis Hochrhein / Konstanz (1317 – 1330), die Wandmalereifragmente von 1389 sowie die hervorragende Flachschnitzdecke von 1503. Unmittelbar daneben liegt das Schloss, dessen heutiges Aussehen weitgehend von den Umbauten des 17. und 18. Jahrhunderts geprägt ist.