Estland ist ein kleines nordeuropäisches Land, das etwa so gross wie die Schweiz ist, aber nur ca. 1,3 Millionen Einwohner hat. Das kleine Land ist von kulturellem Reichtum geprägt, gleichzeitig aber eine digitale Vorzeigenation in Europa, die von einem enormen Innovationsgeist getrieben ist.
Soweit die Fakten – eine Reise in den Süden des Landes weckt wahre Emotionen: Eine Geschichte von gelebten Traditionen, Leben im Einklang mit der Natur und warmherzigen Begegnungen, die die Seele berühren.
Von Tartu, Estlands Universitätsstadt, fahren wir entlang der Zwiebelroute durch alte Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Am Strassenrand steht ein altes Mütterchen an ihrem Verkaufsstand und bietet ihre Waren an. Im Samovar-Museum lernen wir, wie man Tee traditionell vom Unterteller trinkt, probieren eine köstliche Zwiebeltarte und erfahren von den Gebräuchen der Altgläubigen, die hier leben.
Wenige Minuten später stehen wir vor dem gigantischen Peipussee – ein See, so unendlich weit wie der Ozean.
Die Natur überwältigt uns am nächsten Morgen weiter, als wir durch das Meenikunno-Moor wandern. Wir sind umgeben von morgendlichen Nebelschwaden und einer mystischen Stille. Unser Guide zeigt uns, wir man frisches Wasser direkt aus dem Moor trinkt und animiert uns, die Vitaminbomben am Wegesrand zu probieren: Preiselbeeren, soweit das Auge reicht.
Ein Estlandbesuch ohne Sauna? Undenkbar! 2014 ernannte die UNESCO die estnische Rauchsauna-Tradition zum Weltkulturerbe. Früher wurden dort sogar Kinder geboren, bis heute verbringt man hier Zeit mit den Liebsten, erzählt sich Geschichten, lacht und trauert gemeinsam. Eda von der Mooska-Farm führt uns durch die Zeremonie: Wir schwitzen, während ihre fast meditativen Gesänge den Raum füllen. Dann wagen wir uns in den ca. 16 Grad kalten See zur Abkühlung. In den Teepausen lauschen wir ihren spannenden Erzählungen.
Wir lernen und staunen auch am nächsten Tag. Im Südosten Estlands leben die Seto, eine ethnische Minderheit. Einzigartiger Teil ihrer Kultur ist der mehrstimmige «Leelo-Gesang». Auch diese kürte die UNESCO zum immateriellen Kulturerbe. Uns berührt die Begegnung mit den Frauen des Kuldatsäuk-Chors. Sie singen in einer Sprache, die wir nicht verstehen, aber sie strahlen so viel Freude und Hingabe dabei aus, dass es das Herz erwärmt. Dabei tanzen sie und präsentieren stolz ihre bunten Trachten.
Südestland hat uns begeistert, übrigens auch die heimische Küche: immer frisch, lokal und köstlich.
Nach fünf erlebnisreichen Tagen müssen wir leider abreisen, aber wir wissen: Estland, wir kommen wieder!