Auf dem Sonnenbalkon Liesberg wandeln — unterwegs durch eine liebliche Wiesenlandschaft und stille Wälder — Stippvisite ins Jura

von Karin Breyer

Der Bus schraubt sich vom Talgrund Liesberg Station, wo man einen kurzen Blick auf die mäandrierende Birs erheischt, steil hoch nach Liesberg Dorf und hält direkt am sonnengelben Gasthaus «Rössli ». Welch Unterschied hier zum schlauchartigen Tal! Sie bewegen sich, wenn Sie den Weg durchs Dorf Richtung Käpelli/Habschälle nehmen, auf einer einmaligen Sonnenterrasse, ganz und gar der Südseite ausgesetzt.

Sie verlassen das Dorf über den Stutzweg und steigen bergan. Werfen Sie noch einmal einen Blick zurück: Die bewaldeten Hänge am Blauen, das Birstal und das vorgelagerte Dorf sind eine gelungene Inszenierung. Zwischen Liesberg und Kleinlützel erstreckt sich eine Jurafalte, etwa 700 Meter hoch, welche die Kantonsgrenzen zwischen Baselland und der solothurnischen Exklave Kleinlützel bildet. Ein ausgesprochen reizender sonniger Weg führt in die Höhe, vorbei an Obstbäumen und den Rebhängen eines Biobauers.

Typisch für das Jura; edle Pferde

Typisch für das Jura; edle Pferde

Auf schnurgeradem Weg kommen Sie schliesslich zum Käpelli: eine schlichte Kapelle mit Marienaltar, auch ein geruhsamer Ort unter Bäumen zum Innehalten. Weiter gehts auf dem Gute-Laune-Weg, links und rechts breitet sich saftiggrünes Kulturland aus, am Wegrand leuchten Schlüsselblumen, Gänseblümchen und Nesseln. Halten Sie immer die Richtung Habschälle beziehungsweise Hasenschell. Sie passieren Albrech und laufen auf einem lichtdurchfluteten Naturweg dem Wald entgegen.

Ein Mischwald wirft angenehme Schatten, es duftet nach erdigem Geruch der Laubbäume und frischem Tannengrün. Für eine Weile tauchen Sie ein in die Waldesstille, beim Wegweiser halten Sie sich Richtung La Réselle de Movelier (40 Minuten)/Habschälle. An der nächsten Weggabelung haben Sie die Wahl: rechts aufwärts nach Habschälle/Aussichtspunkt (und wieder zurück bis hierher, ca. 50 Minuten) oder gleich nach La Réselle de Movelier. Wer die Stille und Einsamkeit liebt, ist hier goldrichtig und nimmt den etwas verwegenen Pfad durchs Waldlabyrinth hinauf nach Habschälle. Irgendwann bietet der Aussichtsfels fantastisches Panorama, dann gehts weiter, den gelben Rauten nach. Immer wilder wirds, es riecht nach Holz und Moos und Frühlingserde, nur noch Naturgeräusche sind zu vernehmen. Der Pfad wird zunehmend zu einem Trampelpfad, um gestürzte Bäume versperren teils den Weg, von Pflanzen bewachsen. Hier scheinen nicht allzu viele Menschen zu sein. Der bewaldete Gipfel liegt im Nordosten des Juras, nahe an der Grenze zu Baselland und Solothurn. Ein bisschen wie im Wilden Westen . . .

Auf jurassischem Boden
Schnittig gehts auf lichtem Waldweg bergab nach La Réselle de Movelier. Blickfenster öffnen sich zunehmend, so als schaue man von einem Balkon runter ins frühlingshafte Tal. Wuchtige Felswände ziehen sich rechter Hand in die Höhe, hier am Fuss des Bergzuges Hasenschell. Trotz seines deutschen Namens liegt er im Jura, im Norden des Hasenschells liegt das einzige deutschsprachige Dorf Ederswiler. Nach einer Weile verlassen Sie den Wald, kommen in offenes Gelände zum einsamen Hof La Réselle de Movelier. Hier grüsst man sich französisch. Galoppierende Pferde erinnern sogleich, dass Sie auf jurassischem Boden sind.

Sie halten sich rechts Richtung Ederswiler. Ein breiter schöner Feldweg (immer der gelben Raute nach) führt über kupiertes Weide- und Wiesenland, malerisch reihen sich die Hügelketten aneinander. Die Landschaft hat sich verändert, es ist offener, weiter geworden. Nun gehts runter ins Tal. Zunächst entlang einer Baumallee, dann durch offene Wiesenhänge, wo man aufs Lützeltal und die Jurahügel schauen kann. An der Weggabelung folgen Sie dem Wegweiser nach Roggenburg und bleiben eine Weile auf dem Höhenzug, ringsum eine bucklige Landschaft.

An der Scheune gehts bergab, durch ein Wäldchen und bald erreichen Sie den Talboden. Am Wegkreuz gehen Sie rechts und für ein kurzes Stück entlang der Hauptstrasse, rein ins Bauerndorf. Am Ortsschild links, direkt die Kirche ansteuern und die Kirchgasse runterlaufen. Wenn Sie am Restaurant «Rössli» sind, biegen Sie links ab zur Bushaltestelle «Roggenburg Dorf». Irgendwie scheint in Roggenburg, der jüngsten und höchstgelegenen Gemeinde des Laufentals, die Zeit stillzustehen. Es bildet eine Exklave des Kantons Basel-Landschaft, Nachbargemeinden sind Pleigne, Ederswiler, Movelier und Soyhières im Kanton Jura, Kleinlützel im Solothurnischen und Kiffis in Frankreich.

Route
Liesberg Dorf (515 m ü. M.) — Käpelli (653 m ü. M.) — Albech (640 m ü. M.) — Hasenschell (847 m ü. M.) — (wahlweise: Habschälle 843 und 870 m ü. M.) — La Réselle de Movelier (703 m ü. M.) — Roggenburg (564 m ü. M.)

Wanderzeit
3,5 Stunden

Wegstrecke
12 Kilometer

Anreise
Mit dem Zug von Basel nach Laufen, weiter mit dem Postauto nach Liesberg Dorf

Rückreise
Mit dem Postauto von Roggenburg nach Laufen, weiter mit dem Zug