Paul war eine verschlafene Natur. Ein Penner.

Es lag in den Genen. Sein Vater hatte als einer der ersten Schlafwagen-Schaffner Zürich-Rom bedient. Und seine Mutter galt als (weit über die Landesgrenzen hinaus) bekannte Traumdeuterin.

Dazu kam noch Tante Myrtha. Als Heilpraktikerin verschrieb sie den Schlaf als „Schönheits-Therapie“. Allerdings  hatte sie auf diese Art auch eine Million verpennt.  Kam so: Myrtha hatte sich zum „Schönheitsschläfchen“ auf die Praxis-Coach gelegt. Dabei verschlief sie es dann  den Familien-Lottozettel einzulösen.

SOGAR DIE ZUSATZZAHL WÄRE RICHTIG GEWESEN!

Paul war ein dankbares Baby. Will heissen: wo andere Neugeborene die Eltern in den Wahnsinn schrien, machte klein Paul brav sein Bäuerchen. Und die Augen zu.

DANN PENNTE ER PROBLEMLOS BIS ZUM NÄCHSTENM NUGGELSCHOPPEN DURCH!

Solche Kinder machen Freunde!

Diese träumende Döserei brachte später bei seinen schulischen Leistungen allerdings  negative Auswirkungen auf die Zeugnisnoten.

Aber da viel Schlaf bekanntlich schön macht, wurde Paul ein ansehnlicher Bursche. Viele sahen in ihm „den Schweizer Clooney“. Na ja – so ähnlich…

Er trat dem rechten Flügel einer Partei bei. Und wurde bald einmal in die Regierung gewählt. Nach Noten fragt da eh keiner.

In der Politik haben Schlafmützen ein Plus. Sie fallen nicht durch falsche Bemerkungen, giftiges Debattieren oder verbale Angriffe unter der Gürtellinie auf – sie dösen ganz einfach durch die Jahre. Und werden problemlos wieder gewählt: lieber ein stiller Penner  im Rat als ein ratloser Herumbrüller vor den Medien. Dazu kam bei Paul dann eben noch das schöngeschlafene Aussehen eines Clooneys in Taschenformat – schlaflos blieben da nur die Frauen (sowie wenige Männer) seiner Umgebung. Aber Paul schöpfte das potente Potential nicht aus – er verpennte den sexuellen Sturm und Drang. Ja,  als er Lilli ehelichte, war er gar noch Jungfrau.

SO ETWAS SOLLTE IHM MAL DER RICHTIGE CLOONEY NACHMACHEN!

Die Ehe war ganz ok. Kinderlos (von nichts , kommt nichts). Und Lilli, die sich politisch eher links orientierte (was von Freunden und Medien als schräges Kuriosum des Paares immer wieder breitgefächert kommentiert wurde) Lilli also holte sich die Erfüllung an andern Orten. Ihr Alter pennte derweil daheim über dem Sudoku ein. Er war da genauso ahnungslos, wie auf dem schlüpfrigen Gebiet seiner politischen Dossiers.

DIE BOMBE KAM MIT PARTEIKOLEGIN OLGA. Weiss der Himmel, welchen Teufel die junge Frau mit bulgarischen Wurzeln geritten hatte, als sie sich an und über Paul hermachte.

Jedenfalls: RIESENKISTE! UND AUSGEPENNT!

Paul erlebte mit 58 Jahren erstmals den vollen Wachzustand. Er liess sich von der bulgarischen Kraft so vehement aus seinem  Dämmerzustand reissen, dass er bald einmal nachtschwarze Ringe unter den Augen hatte. Abmagerte. Und Dreitagebärte trug.

ALS LILLI MERKTE, WAS LOS WAR, ERWACHTE AUCH SIE. ES KAM ZUR KAMPFSCHEIDUNG.

Die Medien schossen sich total auf das Thema ein. Sie schrieben dumme Dinge wie „…aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst…“ und „der Wecker schellt für Paul!“ – kurz: den üblichen Mist. Natürlich wurde Paul nicht mehr gewählt. An seiner Statt kam Olga. Paul war’s egal. Er holte nun genüsslich seine Pubertät nach. Rockte in einer Heavy Metal Band. Und hatte das schüttere Haar mit 65 (fünfundsechzig!) zu einem hippen Schwänzchen gebunden.

Man kann über Clooney sagen, was man will: aber so etwas wäre George nie passiert.