Erinnern Sie sich noch? Der Commodore 64 erschien 1984. In der Schule am KV lernte man Basic programmieren und die Digitalisierung startete in den privaten Haushalten. So lernte auch ich die ersten Schritte am PC. Heute ist die Digitalisierung in vollem Gange. Oder etwa doch nicht ganz so wie einst prognostiziert?
Von Benno Kästli
Heute finden wir täglich neue Studien zum Thema Digitalisierung. Wird die Digitalisierung überhaupt jene Veränderungen erwirken, welche uns prophezeit wurden? Und in welchem Tempo? Eines ist sicher: aktuell herrscht vorwiegend Unsicherheit vor. Denn, wie eine Studie der Fachhochschule St. Gallen aufzeigt, versteht jede Branche etwas anderes unter dem magischen Stichwort. 55% der Befragten sehen die Automatisierung von Prozessen als wichtigstes Element; und 36% finden, dass die Kompetenz bei den Mitarbeitenden fehlt. Weitere interessante Fakten finden Sie in der Studie im KMU-Spiegel.
Wie es in den Chefetagen der grossen Firmen in Deutschland aussieht, hat gerade die Denkfabrik der Dieter-Schwarz-Stiftung in Deutschland analysiert. Gemäss Bericht der Zeit haben laut der Studie 92% in den Vorstandsetagen keine praktische Erfahrung mit der Digitalisierung. Oder wie es Beat Döbeli, Informatiker an der Pädagogischen Hochschule Schwyz, gegenüber dem Schweizer Fernsehen in Bezug auf das Wissen bei den Lehrerinnen und Lehrern sagt: “Insbesondere im Bereich Informatik fehlt an Pädagogischen Hochschulen oft das entsprechende Fachwissen.”
Auf der anderen Seite gibt es Aussagen (wie übrigens von der Universität von Oxford bereits 2013 prognostiziert), dass 47 Prozent aller Jobs in den nächsten 20 Jahren verschwinden werden. Diese und andere Prognosen schüren breite Ängste: bereits vor 3 Jahren hat sich Tesla-Chef Musk immer wieder kritisch über die Entwicklung künstlicher Intelligenz geäussert. In spätestens zehn Jahren könne etwas ernsthaft Gefährliches passieren, warnte er. Künstliche Intelligenz sei die «grösste Gefahr für das Überleben der Menschheit», schrieb die Handelszeitung im 2015.
Mit dem Verlust von so vielen Arbeitsplätzen vor Augen wird vermehrt über das Thema “bedingungsloses Grundeinkommen” und das Zahlen von Steuern auf Robotern gesprochen. So hat die SP Genf einen Gesetzesentwurf eingereicht, dass Detailhändler künftig für jede Self-Scanning-Kasse 10’000 Franken Strafsteuer im Monat bezahlen müssten. Dies entspricht ungefähr dem Monatslohn zweier Kassiererinnen. Und Bruno Giussani, Direktor der Innovationskonferenz TED, meinte in einem Interview im Tagesanzeiger: “Radikale Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen werden aktuell: Wir müssen den Leuten einen Lohn zahlen, damit sie überleben, aber auch, um die Marktwirtschaft am Laufen zu halten. Jemand muss die Produkte ja kaufen, welche die intelligenten Maschinen herstellen. Wenn die Leute ein solches Einkommen haben, werden einige trotzdem weiterarbeiten, andere werden zufrieden oder frustriert auf der faulen Haut liegen, und die Dritten wären entspannt genug, einer Leidenschaft zu folgen, etwas Nützliches erfinden. Mehr Freizeit wird zum Innovationsmotor sozusagen”.
Mein Fazit
Solange man als Arbeitgeber das Formular für den Erwerbsersatz noch von Hand ausfüllen und per Post an die Ausgleichskasse senden muss, steht noch viel Veränderung an. Und da sehe ich auch unsere Chancen. Werden wir doch selber aktiv und überlegen uns, welche langweiligen Arbeiten auch wir noch ausführen müssen (oder dürfen). Denn: auch dies könnte in naher Zukunft automatisiert werden. Quintessenz? Wir müssen wachsam sein, dranbleiben und uns regelmässig in diesem Bereich weiterbilden, dabei aber nicht übertreiben und Ängste aktiv abbauen. Meine Zauberformel lautet: markt- und sozialgerechte Innovation, sich aus der eigenen Situation heraus in die sich verändernde Situation einbringen. Und ja nicht durchdrehen… 😉 Auch die industrielle Revolution hat nicht von heute auf morgen stattgefunden.




Da hat wohl jede Person seine eigene Geschichte. Als ich erstmals mit dem C 64 konfrontiert wurde, waren bereits die 286, 386 PC’s gross im Handel. Ich versuchte dann mühsam mit dem Commodore klar zu kommen, doch mein Sohn war als Primarschüler um einiges schneller und hat sehr schnell verstanden eine Adressliste zu erstellen. Weiterhin verstand ich „Bahnhof“ und hatte den Eindruck, dass bei den neuen Erdenbürgern schon ein Chip „eingepflanzt“ wäre.
Lange hatte ich mich gegen diesen Trend gewehrt und wollte mich einfach nicht mit diesem Strom mitreissen lassen. Als dann aber der jüngere Sohn den Wunsch nach einem PC äusserte und akribisch für eine Occasion sparte, musste ich wohl oder übel eine Internet-Lösung, noch auf der Telefonleitung, installieren lassen. Aber dann überschlugen sich die Ereignisse, ich hatte von einem Kollegen einen 386er erwerben können und erhielt von ihm Instruktionen dazu.
Später überliess uns der jüngere Sohn seinen PC und kaufte sich ein neueres, schnelleres Modell und nach 2 bis 3 Jahren war sein Weihnachtsgeschenk an uns Eltern gar ein nagelneues Set mit Drucker.
Die Zeit mit mühsamer Schreiberei, mit Durchschlägen und Tippfehlern, hatte ein Ende und heute würde ich diese Maschine nicht mehr missen wollen. Allerdings musste mir der Sohn einige Male aus der Patsche helfen nach Abstürzen oder weil ich nicht wusste was wohl geschehen war.
Zwangsläufig musste ich mich auch beruflich mit der Digitalisierung befassen, learning by doing eben, und heute ist auch für mich, nach langen Sicherheitsbedenken, das Online-Bankimg eine Selbstverständlichkeit geworden.