Das Schweizer Altersvorsorgesystem hat in den vergangenen Jahren einiges von seinem Glanz verloren. Die demografische Entwicklung, niedrige Zinsen und der politische Reformstau nagen an seinen Grundfesten. Im jährlichen Vergleich von 30 Rentensystemen durch die Beratungsgesellschaft Mercer ist die Schweiz im vergangenen Jahr von Platz sechs auf Rang acht zurückgefallen. Folglich wird es für Versicherte immer wichtiger, bei der Altersvorsorge Eigenverantwortung zu übernehmen.

VON MICHAEL FERBER, WIRTSCHAFTSREDAKTOR NZZ

Attraktive Steuervorteile

Der Staat fördert dies in der Säule 3a, der gebundenen privaten Vorsorge. Erwerbstätige, die bei einer Pensionskasse versichert sind, können hier jährlich 6768 Franken (Stand 2018) einzahlen und dies in der Steuererklärung geltend machen. Wer keiner Vorsorgeeinrichtung angeschlossen ist, hat sogar die Möglichkeit einer «grossen Säule 3a». Hier sind steuerbegünstigte Einzahlungen bis zu einem Maximalbetrag von 33 840 Franken bzw. bis zu 20 Prozent des Erwerbseinkommens pro Jahr möglich.

Aufgrund der Steuervorteile erhalten Sparer in der Säule 3a quasi eine «Rendite vom Staat», die sich in der freien Vorsorge wohl nur schwer erzielen lassen würde. Je 1000 Franken, die Vorsorgende in die Säule 3a einzahlen, sind Steuerersparnisse von 200 bis 400 Franken möglich – je nach Einkommen. Vor allem in den letzten Jahren vor der Rente ist dies attraktiv, da sich der Steuerspareffekt nur auf wenige Jahre verteilt und nicht stark «verwässert» wird. Zu beachten ist auch, dass Zinsen und Dividenden, die in der Säule 3a gezahlt werden, nicht als Einkommen versteuert werden müssen.

Die angesparten Gelder sind allerdings gebunden. Zudem ist zu beachten, dass bei der Auszahlung der 3a-Gelder eine einmalige Steuerzahlung fällig wird. Säule-3a- Kapital darf frühestens fünf Jahre vor Erreichen des gesetzlichen Rentenalters ausgezahlt werden, nur in Ausnahmefällen wie dem Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum ist ein Vorbezug möglich. Arbeiten Personen über das Rentenalter hinaus, können sie bis zum Alter von 69 (Frauen) bzw. 70 Jahren (Männer) steuerbegünstigt in der Säule 3a vorsorgen.

Wie konzipiert man die Säule 3a richtig?

Das Sparen in der Säule 3a bietet also viele Vorteile. Entscheidet man sich dazu, so stellen sich Fragen zur richtigen Konzeption und Planung.

1) Sollte man bei einer Bank oder einer Versicherung sparen?
Neben Banken bieten auch Versicherungen Sparverträge für die Säule 3a an. Solche 3a-Versicherungspolicen sichern zumeist auch Risiken wie Invalidität oder Tod ab. Es besteht aber ein Sparzwang, und ein Wechsel bzw. eine Kündigung ist oft nur mit deutlichen Verlusten möglich. Zudem haben solche Policen oft hohe Gebühren. Finanzberater empfehlen ohnehin, Sparen und Versichern zu trennen. Aus diesen Gründen sind für die meisten Personen Bankprodukte für die Säule 3a besser geeignet.

2) Sollte man ein Zinskonto oder eine Wertschriftenlösung wählen?
Banken bieten im Allgemeinen zwei Varianten für die Säule 3a an: Zinskonten und Wertschriftenlösungen. Bei Zinskonten werden die 3a-Ersparnisse zu einem bestimmten Satz verzinst. Bei Wertschriftenlösungen kommen Säule-3a-Vorsorgefonds zum Einsatz, diese investieren die Gelder in Aktien, Obligationen und andere Anlagen. Wie ein Vergleich der Zinskonten auf der Website www.vermoegens-partner.ch zeigt, liegen deren Zinssätze derzeit bei zwischen 0 und 0,7 Prozent. Die niedrigen Sätze erklären sich dadurch, dass die Schweizerische Nationalbank Negativzinsen verhängt hat. Trotzdem können 3a-Zinskonten für risikoaverse Sparer die richtige Lösung sein. Immerhin erhalten sie in der Säule 3a Zinsen, die sie mit der Anlage in sicheren Franken-Obligationen nicht bekommen würden. 3a-Zinskonten bieten zudem eine gute Möglichkeit, um den festverzinslichen Teil von Anlageportfolios abzudecken. Auf die längere Frist dürften sich indessen mit vielen Wertschriftenlösungen höhere Renditen erzielen lassen als mit Zinskonten. Dies sollten vor allem Sparer, die noch viele Jahre vor der Pensionierung vor sich haben, berücksichtigen.

3) Sollte man bei einer Wertschriftenlösung eine hohe oder eine niedrige Aktienquote wählen?
Bei den verschiedenen Wertschriftenlösungen, also den Säule-3a-Vorsorgefonds, variiert die Aktienquote zwischen 0 und 75 Prozent. Je höher der Aktienanteil, umso mehr ist das Produkt für Börsenschwankungen anfällig. Laut dem Vermögensverwalter Hinder Asset Management verloren 3a-Vorsorgefonds mit einem Aktienanteil von 45 Prozent im Börsencrash-Jahr 2008 knapp 20 Prozent an Wert. Letztlich hängt es vom Risikoprofil des Sparers ab, welche Variante er wählt. Ein höherer Aktienanteil eröffnet bessere Renditechancen. Wer allerdings grosse Angst hat, Geld zu verlieren oder sogar nicht mehr ruhig schlafen kann, sollte sich für ein Zinskonto oder für eine geringe Aktienquote entscheiden.

4) Wie wichtig sind die Gebühren bzw. Kosten einer Wertschriftenlösung?
Ein Vergleich der Gebühren von Säule-3a-Vorsorgefonds ist sehr wichtig. Sparer sollten sich bewusst sein, dass viele dieser Fonds hohe Kosten haben. In Zeiten mit sehr niedrigen Zinsen schlägt dies stark durch. Manche Anbieter gehen anscheinend davon aus, dass für  viele Sparer angesichts der «Rendite vom Staat» die Produktkosten zweitrangig sind. Anbieter weisen die Gebühren ihrer Produkte anhand der «Total Expense Ratio» (TER) aus. Ein Vergleich der Säule-3a-Vorsorgefonds ergab im Februar 2018 für den
günstigsten 3a-Vorsorgefonds eine TER von 0,36 Prozent, für den teuersten eine solche von 1,72 Prozent. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die TER nicht alle Kosten enthält. Transaktionskosten und Depotgebühren kommen oft noch dazu. Die Gebührenbelastung wird im Allgemeinen mit zunehmendem Aktienanteil der Produkte grösser. In den vergangenen Jahren ist etwas Bewegung in den Markt der Säule-3a-Produkte gekommen. Immer mehr Finanzinstitute bieten günstigere, «passiv» verwaltete Vorsorgefonds an. Dies bedeutet, dass die Produkte Finanzmarktindizes abbilden. Eine solche Indexstrategie ist oft sinnvoll, denn in der Praxis gelingt es den meisten Fondsmanagern nicht, ihre Vergleichsindizes zu schlagen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich die niedrigeren Gebühren für «passive» Fonds in einer höheren Nettorendite für den Anleger niederschlagen dürften.

5) Sollte man das ganze Säule-3a-Geld auf ein Konto einzahlen oder auf mehrere?
Beim Bezug der Gelder aus der Säule 3a wird eine Kapitalauszahlungssteuer fällig. Je nach Wohnort fällt diese unterschiedlich hoch aus. Kapitalauszahlungen werden unabhängig vom übrigen Einkommen zu einem reduzierten Satz besteuert. Werden Gelder aus Säule 3a, Pensionskasse und Freizügigkeit im selben Jahr bezogen, werden sie addiert. Da hier progressiv besteuert wird, lohnt es sich, den Bezug zu planen und die Guthaben über verschiedene Jahre hinweg zu beziehen. Ehepaare sollten zudem beachten, dass bei ihnen die Bezüge in derselben Steuerperiode addiert werden. Um die Auszahlung der Gelder zu staffeln, empfiehlt es sich auch, mehrere 3a-Konten zu führen – am besten bei verschiedenen Finanzinstituten.