Leichte Rundwanderung in dem verträumten Hochtal

von Karin Breyer

Foto: Ute Linsbauer

Foto: Ute Linsbauer

Kurzweilig ist die Fahrt von Sarnen durchs malerische Melchtal zur knapp 1100 Meter hochgelegenen Stöckalp. Flüeli-Ranft, jener bekannte Pilgerort, in dem der Heilige und Eremit Niklaus von Flüe lebte, und das Benediktinerinnenkloster Melchtal ziehen am Auge vorbei. In Stöckalp gondeln Sie mit der Sportbahn auf knapp 2000 Meter Höhe, immer entlang des wuchtigen Felsmassivs des Hauptes. Unmittelbar dahinter ruht der geografische Mittelpunkt der Schweiz: 150 Jahre Eidg. Landestopografie waren der Anlass, im Jahre 1988 mit modernsten Mitteln das Herz der Schweiz zu finden – es liegt auf der Älggialp, symbolisiert durch eine Pyramide. Ergriffen fühlt man sich, ganz im Mittelpunkt zu sein – der Schweiz nämlich.

Melchsee-Frutt ist irgendwie Liebe auf den ersten Blick. Alpine Weite besticht auf dem Hochplateau, das von den über 2000 Meter hohen Gipfeln Balmeregghorn, Erzegg, Bonistock umrahmt wird. Ein guter Ort, Ruhe und nicht zuletzt die eigene Mitte zu finden. An der Bergstation gehen Sie am Spielplatz vorbei und leicht abwärts direkt ins kleine, fast autofreie Feriendorf, an der Sport Service Station zweigen Sie links ab zur Tannalp. Bald schon lassen Sie die Ferien- und Gasthäuser hinter sich und flanieren oberhalb des malerischen Melchsees. Ein Glitzern legt sich über den See, weit darf der Blick über die Hochebene schweifen. Und es wird noch stiller, schöner, eben wie es der Werbeslogan verspricht: mystisch, paradiesisch, traumhaft. Der Weg ist bestens ausgeschildert: Hinter dem Melchsee biegen Sie bald links ab (Richtung Tannensee und Tannalp) und wandern entlang des imposanten Felsgürtels des Bonistocks. Frei vagabundieren Sie durchs Tal, das in kleine und grössere Wellen gelegt ist. Und immer wieder sind es die krönenden Bergzacken, die faszinieren. Eine tiefe Ruhe wird im Laufe des Gehens spürbar. Kunstvoll durchzieht ein Bach in Mäandern die Frutt, die im Sommer ein einziges Blumenmeer ist. Alpenaster, Enzian, Edelweiss, Alpenrose, Fingerhut, Steinröschen, Trollblume pulsieren in den schönsten Farben. Hinter dem Tannendamm verbirgt sich der tiefblaue Tannensee, der ebenso wie der Melchsee forellenreich ist und nicht nur passionierte Fischer begeistert. Immer näher rücken sie ins Gesichtsfeld, die majestätischen Berge: die Wendenstöcke, Titlis und Graustock, Rotsandnollen und Barglen. Nach einer Weile liegt geschützt in einer Mulde das Berggasthaus Tannalp mit der weissgetünchten Kapelle und ein paar Alphütten. Der perfekte Ort, etwas zu trinken und zu essen, am liebsten möchte man für den Rest des Tages in den Liegestühlen auf der Sonnenterrasse verbringen …

Irgendwann gehts wieder zurück zum Tannensee, dort, am reizenden Grillplatz, folgen Sie der Markierung nach links (Richtung Melchsee-Frutt), nehmen nun den bilderbuchschönen Weg oberhalb des Tannensees unter die Füsse. Am Tannendamm wählen Sie den schmalen Pfad geradeaus, immer die Richtung haltend (Melchsee-Frutt); sanft auf und ab mit nach wie vor schönster Sicht gehts zum Distelboden (Restaurant mit Sonnenterrasse). Unmittelbar dahinter zweigt der Weg scharf links ab, entlang und oberhalb des Melchsees steuern Sie in einem grossen Bogen Melchsee-Frutt an. Bei dem Beizli – ein Kleinod am Wegesrande – führt links ein lauschiger Pfad in ca. 15 Minuten zum versteckten Blauseeli: Welch verwunschener Platz, um die Stille der Bergwelt zu geniessen! Zeitvergessen kann man auf einem der grossen oder kleinen Felsen den Tag ausklingen lassen. Nicht ohne Grund heisst das Seeli so – es leuchtet nämlich in den schillerndsten Blautönen. Ein absolutes Highlight hier: Das Fliegenfischen, das Sie mit ein bisschen Glück bestaunen können. Gemütlich marschieren Sie in etwa 20 Minuten zurück zur Bergstation Melchsee-Frutt – dann heisst es für heute Abschied nehmen von dem herrlichen Plateau, gestärkt von der Kraft der Berge gondeln Sie wieder ins Tal.

Highlights:

  • Genuss pur auf dem idyllischen Hochplateau, flankiert von imposanten Gipfelriesen
  • Glitzernder Melchsee, Tannensee, Blausee
  • Bergesstille, Entschleunigung, Traumatmosphäre

Wanderroute: Mit der Seilbahn von Stöckalp bis Melchsee-Frutt (1920 m ü.M.)–Tannensee (1970 m ü.M.)–Tannalp (1974 m ü.M.)–Distelboden (1900 m ü.M.)–Blausee (1916 m ü.M.)–Melchsee-Frutt

Reine Wanderzeit: ca. 3,5 Std.