Der Frühling ist die Zeit der Saaten. Doch nicht immer ist der Erfolg garantiert. Manchmal macht einem der Boden einen Strich durch die Rechnung. Das gilt auch für den Fall, dass der Salat nicht so schmeckt, wie man das erwartet hätte. Gärtnern ist und bleibt spannend.

VON EVELINE DUDDA, SPRIESSBÜRGER-AUTORIN, ILLUSTRATIONEN: DYMNA DRISCOLL

Hirschhornwegerich Plantago coronopus haben viele schon gegessen ohne es zu wissen. Dieser italienische Salat ist Bestandteil vieler Schnittsalatmischungen. In Italien wird er meistens «Herba Stella» genannt, was so viel bedeutet wie «sternförmiges Gras». Das triffts auch etwas besser als der Vergleich mit dem Hirschhorn, jedenfalls sind die Blätter sternförmig angeordnet und fast so schmal wie ein Grashalm.

Hirschhornwegerich ist eine Pflanze für alle Fälle: Er kann im Balkonkistli, Topf, Garten- oder Hochbeet angebaut werden. Im Berggebiet ist er ideal für den Sommeranbau, in milden Tallagen gedeiht er am besten übers Winterhalbjahr. Man kann sowohl direkt säen als auch Setzlinge machen. Für die Direktsaat spricht, dass Hirschhornwegerich ein Pfahlwurzler ist und wie alle Pfahlwurzler das Verpflanzen nicht schätzt. Für die Setzlingsproduktion spricht, dass der Samen sehr fein ist und die Sämlinge ebenfalls recht zart daherkommen.

Wenn man zu dicht gesät hat – was bei dem feinen Samen schnell passiert –, ist das Ausdünnen im Beet eine heikle Mission. Bei der Aussaat in Multitopfplatten kann man dagegen zwei bis drei Samen pro Topf verwenden und nachher entweder die überzähligen Pflanzen entfernen oder die Setzlinge im Duo oder Trio auspflanzen. Die Setzlinge sollte man jedoch möglichst früh auspflanzen, damit die Pfahlwurzelbildung so wenig wie möglich gestört wird. Alternativ kann man mit dem feinen Samen auch selber Saatbänder herstellen (wie in 50plus  vom Februar 2021 beschrieben).

Die Pflänzli sind zu Beginn sehr filigran und wachsen in den ersten Wochen ziemlich langsam. Darum muss man am Anfang das Unkraut davon abhalten, die kleinen Hirschli zu überwuchern. Später ist die Kultur problemlos. Bei Hitze geht Hirschhornwegerich schnell in Blüte, dann kann man ihn bis auf 2 cm Höhe zurückschneiden und auf den neuen Aufwuchs warten.

Junge Blätter von altem Gemüse

Die ersten Blätter können bereits 6 bis 8 Wochen nach der Saat geerntet werden. Zur Ernte schneidet man die Blätter etwa 2 cm über dem Herzen ab, die Pflanze treibt dann wieder neu aus. Man sollte nie zu viel ernten. Die Blätter machen schnell schlapp, man kann sie höchstens 2 bis 3 Tage im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahren.

Was Hirschhornwegerich auszeichnet, ist das grosse Geschmacksspektrum. Der Geschmack ist witterungs- und bodenabhängig, Hirschhornwegerich hat «Terroir». Bei Hitze und Trockenheit schmeckt er leicht bitter, im kühleren Winterhalbjahr und bei ausreichender Wasserversorgung ist sein Aroma eher mild. Auf humosem Boden sind die Blätter zart, auf nährstoffarmen Böden werden sie faserig. Das mag mit ein Grund sein, warum man ihn bei uns so wenig in den Gärten sieht.

Dabei wurde Hirschhornwegerich bereits im Jahr 1586 zum ersten Mal in Italien als Gemüse registriert. Die Wildform wächst an Meeresküsten, rund ums Mittelmeer und Nordafrika. Als ehemalige Meeresküstenpflanze ist Hirschhornwegerich salztolerant. Er mag es nicht zu trocken, verträgt aber auch keine Staunässe. Hirschhornwegerich kommt zwar mit mässig nährstoffreichen Böden aus, in nährstoffreichen, humushaltigen Böden gedeiht er aber prächtiger. Ob sonnig oder halbschattig, ist nicht so wichtig, nur ganz im Schatten steht er nicht gerne. In der Wildnis siedelt er sich gerne auf Trittflächen an, was zeigt, dass Hirschhornwegerich mit verdichtetem Boden klarkommt. Trotzdem wächst er am besten in humoser Erde. Jung schmeckt er am besten. Ältere Blätter können aber auch noch blanchiert und wie Spinat verwendet oder wie Gemüse gedünstet und gebraten werden. Die jungen Blütenstände sind im Prinzip auch essbar, sie werden aber schnell zäh und bitter. Das hat dann aber nichts mehr mit dem Boden zu tun, sondern mit dem Alter …

Wenn Erbsen müde sind

Erbsen und Kefen gelten als problemlose Kulturen. Trotzdem kann es vorkommen, dass sie serbeln und nur wenig Ertrag liefern. Wenn das ständig der Fall ist spricht man von «Erbsenmüdigkeit». Dafür gibt es mehrere Ursachen, meistens sind Pilzkrankheiten im Boden daran beteiligt. Wer wissen möchte, ob sein Boden schädliche Krankheitserreger enthält, kann einen einfachen Test machen, der vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, entwickelt wurde. Man nimmt dazu eine Bodenprobe von ca. einem Kilo Erde und teilt diese in zwei gleich grosse Portionen. Eine Portion lässt man wie sie ist, die andere steckt man in einer Aluschale 12 Stunden lang in den Backofen und dämpft sie bei 70 bis 100 Grad. Dann lässt man die Erde auskühlen und sät in beide Bodenproben Erbsen ein. Wachsen die Pflanzen in den ersten vier bis sechs Wochen im zuvor erhitzten Boden deutlich besser als in der unbehandelten Erde, liegt ziemlich sicher eine Erbsenmüdigkeit vor. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Aber man kann indirekt etwas dagegen tun. Aus Forschungsprojekten weiss man, dass Erbsen mit einer qualitativ guten Kompostgabe deutlich gesünder wachsen, da die im Kompost vorkommenden Mikroorganismen eine krankheitsunterdrückende Wirkung haben. Dummerweise werden mit dem Kompost aber auch viele Nährstoffe in den Boden gebracht, welche die Erbse eigentlich gar nicht schätzt.

Sie gehört ja zu den Schwachzehrern und kann dank ihrer Knöllchenbakterien sogar Luftstickstoff binden. Man bedient sich deshalb eines Tricks: Damit man den maximalen Effekt mit minimalen Kompostmengen erreicht, bringt man den Kompost ganz gezielt dorthin, wo das Samenkorn liegt. Konkret macht man mit der Hacke eine ca. fünf Zentimeter tiefe Rinne, füllt diese mit Kompost auf und sät die Erbsen direkt in den Kompost hinein. So wird das Samenkorn bestmöglich geschützt. Wenn es später aus der «Schutzzone» herauswächst, können ihm die pilzlichen Feinde schon nicht mehr so viel anhaben.

Gesundes Saatgut, schneller Auflauf

Es gibt allerdings auch einige Erreger, die nicht nur im Boden vorkommen, sondern auch über Saatgut verschleppt werden. Wer Probleme mit dem Erbsenanbau hat, sollte deshalb nur gesundes, frisches Saatgut aus dem Handel verwenden und kein Saatgut nachbauen. Allgemein hilft es mit der Aussaat eher zuzuwarten. Die Erbsen sollten zügig auflaufen und sich rasch entwickeln. Das bedingt, dass der Boden genügend abgetrocknet und erwärmt ist. Auf schweren Böden kann ein Anbau auf einem kleinen Wall, einem Damm helfen, das Abtrocknen zu beschleunigen. Ein Erhöhung von zehn Zentimeter reicht bereits aus. Die anfälligste Phase ist die Keimung. Wer diese umschiffen will, kann Setzlinge machen. Man sät am besten in leere Klopapierrollen, die man mit gekaufter Aussaaterde füllt und dicht an dicht in Schalen stellt. Die Klopapierrollen sind höher als normalen Saatschalen, deshalb können die Wurzeln darin besser in die Tiefe wachsen. Ausserdem kann man die Rollen später zusammen mit den Setzlingen auspflanzen. Im Boden verrottet der Karton zügig. Das ist die schonendste Art des Verpflanzens, da die Wurzeln so am wenigsten gestört werden. Gepflanzte Erbsen haben gegenüber möglichen Krankheitserregern einen Vorsprung. Und der ist oft gross genug um vitale Pflanzen zu bekommen.

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch «Spriessbürger Spezial – Handbuch für den Anbau von fremdem Gemüse und Salat», ISBN 978-3-9524524-6-2, erschienen im Spriessbürger Verlag: www.spriessbuergerverlag.ch