DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE

Ohne sie geht gar nichts… Sie hilft verdauen und reguliert mit ihrer Insulin- und Glukagonproduktion (sowie weiteren Hormonen) den Blutzuckerspiegel. Versagt sie, dann hat unser Körper ein grundsätzliches Problem.

von Dr. Med. Thomas Wendel und Kurt Aeschbacher

Eigentlich ist sie ein ziemlich unscheinbares Organ. Bloss knapp 20 Zentimeter gross, leistet sie aber Schwerarbeit. Zum einen produziert sie eine ganze Reihe von Verdauungsenzymen, die unsere Nahrung chemisch so aufspalten, dass die Darmschleimhaut die Lebensmittel überhaupt erst aufnehmen kann. Täglich sind das bis zu zwei Liter Verdauungssäfte, die das Pankreas, wie die Bauchspeicheldrüse auch heisst, in den Dünndarm abgibt und dort die Magensäure unschädlich macht.

In Schwung bringt sie dazu bereits der Geruch von Speisen, der Kauvorgang oder wenn sich der Magen langsam füllt. Versagt sie, weil ihr zu viel Alkohol zusetzt oder ein Gallenstein den Abfluss der Verdauungssäfte blockiert, dann entzündet sie sich und die Verdauungsenzyme verdauen das Pankreas sozusagen selbst. Eine akute Pankreatitis ist lebensbedrohend.

Sie reguliert unseren Blutzuckerspiegel
Zur Regulierung des Blutzuckerspiegels betreibt die Bauchspeicheldrüse eine Art eigene Hormonfabrik, die Langhans’schen Inseln nämlich, in denen sie das Insulin, das Glukagon und weitere Hormone herstellt und direkt in den Blutkreislauf abgibt. Glukose ist ein wichtiger Energielieferant des Körpers. Das Gehirn, die roten Blutkörperchen und das Nierenmark sind auf diesen Stoff angewiesen, währendem die anderen Zellen ihre «Nahrung» aus dem Fettstoffwechsel gewinnen. Steigt der Blutzuckergehalt an, sorgt die Bauchspeicheldrüse subito mit Insulin dafür, dass das Blut nicht überzuckert wird. Kann sie diese Funktion nicht mehr erfüllen, dann entsteht Diabetes. Grob unterschieden wird zwischen Diabetes 1 und 2.

Der Typ 1 tritt meist bereits in jungen Jahren auf. Die Patienten sind dünn und müssen ihren Blutzuckerspiegel täglich mehrmals kontrollieren. Durch von aussen zugeführtes Insulin beugt man den Folgen der Zuckerkrankheit wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Erblindung, Verstopfung von Arterien etc. vor. Dies geschieht, indem der Zuckerspiegel mit zugeführtem Insulin auf einem «normalen», konstanten Niveau gehalten wird.

Diabetes des Typs 2 gilt als «Life-Style-Erkrankung» der westlichen Welt, wobei auch immer mehr Menschen in aufstrebenden Gesellschaften darunter leiden. Man spricht auch von einer erworbenen Zuckerkrankheit. Sie entsteht durch Bewegungsmangel, falsche Ernährung, Fettsucht, starkes Übergewicht, und ist zum Teil auch vererbt. Meistens lässt sich diese Krankheit ohne von aussen zugeführtem Insulin durch eine strikte Diät, regelmässiges Training und genügend Bewegung behandeln.

Was, wenn sich die Bauchspeicheldrüse entzündet?
Die kleine Drüse kann grosse Schmerzen verursachen. Es sind meist starke, bohrende Bauchschmerzen, die bei einer akuten Pankreatitis wie ein Gürtel den Unterleib zusammenziehen und oft bis in die Schultern ausstrahlen. Dann schlägt das Pankreas Alarm. Bei einer akuten Entzündung sind es die kollikartigen Schmerzen, die einen sofortigen Eingriff notwendig machen, weil meistens ein Gallenstein den Abfluss der Verdauungssäfte blockiert.

Wird regelmässig zu viel (Alkohol) «gesoffen», kommt die Drüse mit ihrer Arbeit gar nicht mehr nach. Es entsteht eine chronische Entzündung, welche die Funktion der Drüse stark einschränkt und Verdauungsstörungen und Diabetes zur Folge hat. Dadurch kann sich unter Umständen ein Pankreaskarzinom entwickeln. Der Krebs der Bauchspeicheldrüse ist sehr aggressiv und bildet früh Tochtergeschwülste (Metastasen) und betrifft meist den Teil der Bauchspeicheldrüse, der für die Verdauung zuständig ist. Das erste Symptom ist häufig eine schmerzlose Gelbsucht (Ikterus), da die Einmündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm durch den Tumor der Bauchspeicheldrüse verschlossen wird.

Als Risikofaktoren gelten – wie erwähnt – Alkoholmissbrauch, aber auch Übergewicht oder Rauchen. Das Pankreaskarzinom zählt leider zu den bösartigsten Krebserkrankungen des Menschen mit oft sehr schlechter Aussicht auf vollständige Heilung.

Was tut der Bauchspeicheldrüse gut?
Mässig Alkohol trinken, fettarme Ernährung, nicht Rauchen, kein Übergewicht, Bitterstoffe aus Lebensmitteln. Besonders empfohlen werden Mariendistel, Kümmel, Curry, Zimt, Löwenzahn, Rucola, Radicchio, Anis, Fenchel, Kürbis und natürlich die Artischocke, aus deren Blätter sogar Präparate gegen Verdauungsprobleme hergestellt werden.