von Benedikt Lachenmeier

Was ist aufregender: Spaghetti kochen oder um die Welt reisen? Für Christoph Homberger ist die Antwort klar: «Ich bin 32 Jahre um den Erdball gehüpft. Irgendwann wird es langweilig.» Der Tenor trat in den grössten Konzerthäusern der Welt wie der Carnegie Hall New York auf oder sang bei den Salzburger Festspielen. «Ich habe alles erreicht, was man kann, hatte aber das Gefühl, ich komme nicht mehr weiter.

Gerade als Künstler gibt es nichts Schwierigeres, als sich immer wieder neu zu erfinden.» Das habe der 52-Jährige zwar geschafft – als Sänger, Schauspieler und Theatererfinder. Im Alter von 50 Jahren beschloss der Zürcher aufzuhören. Im letzten September hatte er an der Ruhrtriennale seinen letzten grossen Auftritt. «Ich ging glücklich nach Hause. Ohne Wehmut», erinnert er sich. «Wenn man den Mut hat, eine solche Entscheidung zu treffen und Räume schliesst, tun sich neue auf.»

Seine 15-jährige Tochter fände es schade, dass sie nicht mehr so viel reisen kann, aber «sie ist stolz, dass ihr Daddy nochmals durchstartet». Und zwar mit einem eigenen «Salon». In einer Art Wohnzimmer möchte der Tenor als Gastgeber «Menschen kulinarisch und künstlerisch verwöhnen». Jeweils am Mittwochnachmittag will Homberger mit Kindern Lieder singen und anschliessend mit ihnen Spaghetti kochen. Mehrmals wöchentlich sollen abends Leute vorbeikommen, die gerne diskutieren und gut essen. «Danach werde ich den Herd mit dem Flügel tauschen und für sie singen.»

Seit zehn Jahren träumt Homberger von dieser Idee. Mit seinen «Spontankonzerten» hat er sie teilweise bereits verwirklicht. Er tritt an speziellen Orten wie Werkstätten oder Hallenbäder auf. «Ich schieb einen Flügel rein, nehme 20 Flaschen Wein mit und koche Suppe.» Nun soll dieser Event in seinem Salon stattfinden. Das kostet Geld. Glücklicherweise bot sich eine Bekannte an: «Hombi, wenn du das wirklich machen willst, musst du zu mir kommen», habe sie erklärt. Im September 2015 soll es mit dem Salon losgehen. «Vielleicht scheitere ich auch. Doch ich möchte wirklich nochmals ein aufregendes Leben, und ich glaube, es wird aufregend.»

Und wie es wird, findet ihr unter hombissalon.ch.

Erschienen im 50plus Magazin, Ausgabe Juni / Juli 2015.