Was Sie über E-Mobile wissen sollten

Die Elektromobilität hat endlich Fahrt aufgenommen. Das zeigt sich in den Zulassungszahlen und im stark wachsenden Fahrzeugangebot. Doch was gilt es bei E-Mobilen zu beachten? Welches sind Stolperfallen? Und was macht die Faszination aus?

VON MARTIN SCHATZMANN

Der Grund, weshalb alternative Antriebe – und Elektromobile im Speziellen – zum Thema geworden sind, ist in der weltweiten Bevölkerungsentwicklung und der sich stetig zuspitzenden Umweltsituation zu suchen. Dabei ist das Elektroauto keine neuzeitliche Erfindung, es hatte lediglich nach starken Anfängen zu Beginn der motorisierten Mobilität einen rund 100-jährigen Dornröschenschlaf eingelegt.

Daraus wurde das Elektromobil erst im Jahr 2010 wieder wach geküsst, als Nissan und Mitsubishi mit den Modellen Leaf und i-MiEV die ersten serientauglichen Elektrofahrzeuge auf die Strasse brachten. Der heute zwar in Ungnade gefallene, visionäre Nissan-Chef Carlos Ghosn hatte damals klar zum Ausdruck gebracht, dass sich aus seiner Sicht die automobilen Umweltprobleme
mittel- und langfristig nur durch die Elektrifizierung des Antriebs lösen liessen. Die übrige Automobilindustrie reagierte nur zögerlich auf die Initiative aus Japan, doch spätestens mit der zuletzt massiven Verschärfung der Verbrauchs- und Schadstoffvorgaben begannen auch die letzten Zweifler auf die E-Strasse einzuschwenken.

Mehr Varianten, mehr Verkäufe Das Ergebnis lässt sich direkt an der Vielfalt der Elektromobile in der Schweiz ablesen, ist von homöopathischen Tropfen zum steten Strom angewachsen. Wie die Tabelle unten zeigt, konnten während der ersten vier Jahre bis 2013 die Interessenten aus nur sechs Fahrzeugen wählen.

Zwischen 2014 und 2017 wuchs die Zahl um elf auf 17 Modelle an, dank wichtigen Neuzugängen, wie BMW i3, Opel Ampera-e oder Tesla Model S. Sämtliche Elektrofahrzeuge waren bis dahin übrigens Kleinwagen, Kompaktwagen oder aus der unteren Mittelklasse. Lediglich Tesla setzte von Beginn weg auf Emotionalität und auf das für die öffentliche Wahrnehmung wichtige Premiumsegment. Als Erster legte sich Jaguar im 2018 mit dem I-Pace auf die Spur von Tesla, 2019 folgten Audi mit dem e-tron quattro, Mercedes mit dem EQC und Porsche mit dem Taycan. Die insgesamt acht Neuzugänge und die damit einhergehende Sortimentsausweitung liessen die Auswahl im 2019 auf 26 ansteigen und die Nachfrage explodierte regelrecht. Der Marktanteil bei den Neuzulassungen in der Schweiz verdreifachte sich beinahe gegenüber 2018 und mit 13 165 Fahrzeugen lag die Anzahl der Elektromobile annähernd auf Augenhöhe mit allen in der Schweiz verkauften Autos von Ford.

Ein Ende ist nicht abzusehen, denn allein im Laufe des eben angebrochenen Jahres kommen nochmals gut 20 Elektromobile dazu. Von den auf der unten abgebildeten Tabelle aufgelisteten Neuzugängen stammen etliche von weiteren neuen Elektro-Playern, wie Ford, Honda, Mazda, Mini und Polestar (E-Zweitmarke von Volvo).

Die wichtigsten Tipps

Zehn Jahre nach dem Erwachen der Elektromobilität haben auch die Autofahrer viel von ihrer Scheu gegenüber dem neuen Antrieb verloren. Neben der lokal emissionsfreien Fahrt spielt dabei die Faszination der lautlosen und konstruktionsbedingt sehr dynamischen Fortbewegung sicherlich eine Hauptrolle. Aber dazu beigetragen haben auch die grösseren Reichweiten, welche dank signifikanten Fortschritten in der Batterietechnik möglich wurden. Auch das inzwischen grosse Netz an Schnellladestationen wirkt der Reichweitenangst entgegen und fördert die Akzeptanz. Gleichwohl gilt als wichtigste Faustregel noch heute, dass nur derjenige mit dem Batteriefahrzeug glücklich wird, der sein Fahrzeug zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann. Der Kauf eines Elektromobils unterscheidet sich kaum von dem eines «normalen» Autos, denn Fragen wie Komfort- und Platzanspruch sowie Einsatzmuster bleiben unverändert.

Dazu kommen vor allem die Themen Reichweite und Lademöglichkeit. Selbst längere Strecken ins Tessin oder gar Ferienfahrten in die Bretagne sind mit einem Elektromobil heute möglich, sie verlangen jedoch in Bezug auf die Tank- respektive Lademöglichkeiten wieder wie früher etwas mehr Planung. Dazu wird man von den inzwischen speziell darauf ausgerichteten Navigationssysteme in den E-Mobilen und von speziellen, markenneutralen Apps unterstützt. Einer der ersten, europaweit agierenden Infodienste ist beispielsweise Chargemap. Der in Strassburg beheimatete Dienst zeigt nicht nur auf der Smartphone-App die Ladestationen und ihre Details an, sondern ermöglicht mit einer einzigen Bezahlkarte die Ladung an unzähligen fremden Säulen und in Schnellladenetzen im In- und Ausland.

Noch liegen die Anschaffungspreise klar über jenen eines Wagens mit Verbrennungsmotor. Dem stehen weniger oder keine Verkehrssteuern sowie geringere Betriebsund Unterhaltskosten gegenüber. Inwieweit sich das ausgleicht, hängt vom Wohnort und von der Nutzung des Fahrzeugs ab.

Fahrspass dank Information

Die diversen neuen Aspekte machen es unumgänglich, dass man sich im Vorfeld einer Anschaffung verstärkt informiert, um nicht in eine Enttäuschung zu laufen. Neben den Autoherstellern selber bieten diverse unabhängige Beratungsstellen die nötige Orientierung. So hat sich beispielsweise auch der TCS auf die Fragen der Elektromobilität spezialisiert, wobei die Hilfe sogar eigene Angebote für die Anschaffung einer Ladestation zu Hause umfasst. Weitere kompetente Auskünfte findet man beispielsweise beim Verband Swiss eMobility oder bei den diversen lokalen Stromanbietern.

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