Ist Ihr Garten grösser als die Lust, im Sommer jeden Tag zu jäten? Oder wollen Sie einfach mal Ferien vom Hochbeet, aber trotzdem nicht auf die ganze Ernte verzichten? Dann sollten Sie unkomplizierte Pflanzen anbauen. Da ist der Erfolg beinahe schon garantiert.

VON EVELINE DUDDA (TEXT), DYMPNA DRISCOLL (ILLUSTRATIONEN)

Wer einen Garten hat, im Sommer aber nicht viel Zeit darin verbringen möchte, kann pflegeextensives Gemüse anbauen. So kommt man mit wenig Arbeit durch den Sommer, ohne auf eine reiche Ernte verzichten zu müssen. Zu den Gemüsearten, die viel Platz in Beschlag nehmen, aber wenig Arbeit machen, gehören Kürbisse. Eine Pflanze kann locker sechs Quadratmeter überwuchern. Am glücklichsten sind sie, wenn man sie in Kompost bettet. Im Garten kippt man deshalb, nachdem man den Boden gelockert hat, eine ganze Garette Kompost aufs Beet und sät oder pflanzt den Kürbis direkt in diesen Komposthügel hinein. Im Hochbeet verfährt man gleich, hier reichen zwei Kessel Kompost meistens aus.

Wer Kürbisse im Topf anbauen möchte, sollte Kompost mit Universal oder Gemüseerde im Verhältnis eins zu eins mischen und einen sehr grossen Topf wählen – mindestens 40 Liter. Wer keinen eigenen Kompost hat, hält am besten nach einer gut geführten Kompostieranlage Ausschau und deckt sich dort ein. Kürbisse wachsen schnell. Man kann sie deshalb problemlos an Ort und Stelle aussäen, sie wachsen gepflanzten Setzlingen davon. Wichtig ist jedoch, dass man erst sät (oder pflanzt), wenn es wirklich warm genug ist. Das ist in der Regel nach der Holunderblüte der Fall, zwischen Anfang und Ende Mai. Stecken Sie zwei oder drei Samenkerne drei Zentimeter tief in den Komposthügel und schützen Sie die Stelle mit einem Schneckenkragen. Nach erfolgter Keimung, wenn die Pflanzen handhoch sind, lässt man nur die schönste Pflanze stehen und reisst alle anderen aus.

Kürbisse sind ideal für Gärtnerferien: Sie brauchen viel Platz, aber wenig Pflege.

Kürbisse sind ideal für Gärtnerferien: Sie brauchen viel Platz, aber wenig Pflege.

Die grösste Herausforderung ist die Sortenwahl. Das Angebot ist riesig! Wählen Sie Sorten, die aromatisch und wohlschmeckend sind. Für die Topfkultur sollte man kleinfruchtige Kürbisse wie z. B. «Oranger Knirps», das ist ein «Mini-Hokkaido» oder «Rondini» wählen. Letztere können im jungen Zustand wie Zucchetti verwendet werden. Beim Anbau im Hochbeet oder Garten haben längliche Sorten den Vorteil, dass damit später das Rüsten in der Küche flotter von der Hand geht. Der keulenförmige Kürbis «Trombolino» besteht z. B. in den oberen 60 Zentimetern aus purem Fruchtfleisch. Da kann man Scheibe für Scheibe vom Kürbis abschneiden und wie Schnitzel in der Pfanne braten. Nur die unteren 20 Zentimeter müssen entkernt werden.

Einmal gesät, geben Kürbisse nicht mehr viel zu tun. Am Anfang muss man die Schnecken noch in die Schranken weisen. Später sollte man – vor allem bei Topfkultur – ab und zu Wasser geben. Das wars auch schon. Die Ernte erfolgt im Herbst, wenn der Stielansatz hart und trocken geworden ist.

Zwiebeln für alle Fälle

Auch der Anbau von Zwiebeln ist nicht sehr aufwändig und Zwiebeln kann man in der Küche immer brauchen. Beim Kauf der Steckzwiebeln (man bekommt sie beim Grossverteiler, im Gartenfachhandel oder direkt bei Saatgutproduzenten) sollten Sie darauf achten, dass die Zwiebeln nicht grösser wie ein Einfränkler und nicht kleiner wie ein Füfzger sind. Zu grosse Zwiebeli schiessen gerne auf und zu kleine bleiben oft im Wachstum zurück. Da Zwiebeln wenig Nährstoffe brauchen, muss man vor dem Pflanzen nicht düngen, sondern nur den Boden lockern und mit dem Unkraut abfahren. Bei feuchten Standorten oder auf schweren Böden ist ein Anbau auf Dämmen empfehlenswert. Dazu schiebt man einfach von zwei Seiten die Erde zu einer Art langem Maulwurfshügel zusammen.

Zu lange, zu dünne, angefressene oder zu dicke Steckzwiebeln sollte man gar nicht erst setzen.

Zu lange, zu dünne, angefressene oder zu dicke Steckzwiebeln sollte man
gar nicht erst setzen.

Zwiebeln gehören zu den wenigen Gemüsen, die früh im Jahr ins Beet sollten: Sobald die ersten Forsythien blühen, ist Pflanzzeit. Das spitze Ende bleibt beim Pflanzen oben, das Ende mit dem Minibart kommt nach unten. Die Spitzli sollten danach noch knapp aus der Erde schauen. Die Pflege begrenzt sich auf das Inschachhalten vom Unkraut, möglichst von Hand oder mit der Pendelhacke.

Schaftzwiebeln aus dem Blumentopf: Zehn Samen säen, zehn Zwiebelchen ernten und gleich Salat nachpflanzen.

Schaftzwiebeln aus dem Blumentopf: Zehn Samen säen, zehn Zwiebelchen ernten und gleich Salat nachpflanzen.

Balkongärtner werden kaum Speisezwiebeln anbauen – zu gering der Ertrag und zu wenig dekorativ die Pflanze. Man kann im Topf aber  problemlos Schaftzwiebeln kultivieren, sie werden auch Frühlings- oder Lauchzwiebeln genannt. Das Saatgut dazu gibts im Garten- und Samenhandel. Säen Sie gleich zehn Samen miteinander in einen mittelgrossen Topf mit feuchter Universalerde. Danach können Sie den Zwiebelchen beim Wachsen zusehen. Nach wenigen Wochen ernten Sie bundweise, indem Sie einfach alle Schaftzwiebeln miteinander in die Hand nehmen und mit einem Ruck ausreissen. Der gelockerte Boden lässt sich dann hurtig wieder mit einem Salat bepflanzen.

Besser gründüngen als schwarzärgern

Wer Probleme mit Unkraut oder nachlassender Bodenfruchtbarkeit hat, sollte sich und dem Boden eine Pause gönnen. Ideal ist es, wenn Sie ein Drittel der Anbaufläche für Gründüngung reservieren. Das ist durchaus effizient: Im Folgejahr lässt sich der Boden nämlich besser bearbeiten, es gibt weniger Schädlings- und Unkrautprobleme und es muss weniger gedüngt werden. Eine ganzjährige Gründüngung mit Phazelia oder Leinsamen sieht schön aus, zieht Nützlinge an und friert über den Winter zuverlässig ab. Rot- oder Weissklee wäre vom Vorfruchtwert her noch besser, wurzelt aber so stark, dass er im Folgejahr mit der Rotorhacke untergearbeitet werden muss und die hat nicht jeder.

Vor der Aussaat wird der Boden gut gelockert, vom Unkraut befreit und allenfalls dünn mit Kompost überstreut. Wenn der Standort sehr unkrautwüchsig ist, sollte man sich die Mühe machen, die Gründüngung in Reihen zu säen und dabei einen Reihenabstand zu verwenden, der so gross ist, dass man eine Pendelhacke problemlos dazwischen durchziehen kann. Eine Pendelhacke ist ohnehin eine gute Investition. Mit ihr geht das Jäten so flott von der Hand, dass es richtig Spass macht.

Gründünger bekommt man im Gartenfachhandel. Wer eine Gründüngung mit Lein machen will, kann auch ganz gewöhnliche Speiseleinsamen aus dem Bioladen verwenden, natürlich ungeschält und ungeschrotet. Das Saatgut wird entweder breitflächig gestreut oder wie oben beschrieben in Reihen gesät und mit dem Rechen gut angedrückt. Danach überlässt man es der Natur, den Samen mit einem sanften Regen zum Leben zu wecken. Giessen Sie nicht! Der Samen wird sonst nur weggeschwemmt. Gründüngung kann man übrigens auch in Hochbeeten praktizieren oder im Topf. Lein geht vom Aussehen her schon fast als Zierpflanze durch.

Vom Spargelsalat erntet man zuerst Salat und später die Stängel, die man wie Spargel zubereitet. Ältere Blätter sind zäh und werden kompostiert.

Vom Spargelsalat erntet man zuerst Salat und später die Stängel,
die man wie Spargel zubereitet. Ältere Blätter sind zäh und werden kompostiert.

Spargel mitten im Sommer

Wer im Sommer flexibel sein will, wird auf den Anbau von Kopfsalat verzichten. Ihn muss man nämlich genau dann ernten, wenn er reif ist. Spargelsalat ist viel weniger heikel: Solange er jung ist, kann man die Seitenblätter bei Bedarf wie Pflücksalat von unten nach oben ernten. Im Laufe des Sommers werden diese Blätter zwar zäh, aber das macht nichts, denn das Haupternteprodukt ist ohnehin der Stängel. Den erntet man, sobald er mindestens 25 Zentimeter hoch ist. Sind die Pflanzen höher (manche Sorten werden über einen Meter hoch), verwendet man nur die oberen 25 bis 30 Zentimeter. Auch wenn die geschälten Stiele in Geschmack und Konsistenz nicht ganz an weissen Spargel herankommen, ist die Ernte ein Highlight. Denn wer kann sonst mitten im Sommer gartenfrisches Spargelgemüse auftischen?

Das Saatgut erhält man fast nur im Saatguthandel, es sind nicht viele Sorten erhältlich. Der Samen ist so fein, dass man Setzlinge machen sollte. Dazu legt man zwei bis drei Samen in einen kleinen Topf mit feuchter Aussaaterde und drückt den Samen leicht an. Salat ist ein Lichtkeimer und braucht deshalb nicht mit Erde bedeckt zu werden. Sobald die Sämlinge zwei, drei Zentimeter hoch sind, reisst man alle überzähligen Sämlinge aus, damit am Ende nur noch ein Pflänzli pro Topf stehen bleibt. Nach zwei, drei Wochen kann man den Setzling in ein gut gelockertes und mit Kompost gedüngtes Beet pflanzen – aber nur, wenn es draussen warm genug ist! Ein Schneckenkragen als Survival-kit ist sehr zu empfehlen.

Lassen Sie mindestens 25 Zentimeter Abstand zwischen den einzelnen Pflanzen, sonst werden die Stängel dünn und kippen um. Theoretisch könnte man Spargelsalat auch im Balkonkistli ziehen – aber wenn man die Pflanze von unten nach oben aberntet, sieht sie ein wenig gerupft aus. Im Gartenbeet stört das weniger. Wobei das natürlich Geschmacksache ist. Ausprobieren gilt!