Früher wurden doch tatsächlich den Boxer-Hunden die Schwänze abgeschnitten, ritsch ratsch. Erinnern Sie sich? Kupieren nannte man es und verpackte diesen herzlosen Vorgang französisch unverständlich-unverfänglich. Kupieren ist ja doch nicht abschneiden, oder?

Momoll, ist es. Und Tierquälerei auch, deshalb ist es auch in der Schweiz schon seit über 20 Jahren verboten. Die Züchter protestierten damals und führten an, dass lange Schwänze ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko bedeuteten… Doch nicht nur die Schwänze wurden abgezwackt, einigen Hunden wurden auch die Ohren zurechtgeschnitten, vielleicht auch wegen des Verletzungsrisikos? Ich weiss es nicht. «Brutal, brutal» rief die Öffentlichkeit und liess auch das verbieten.

Aber irgendetwas muss ja noch verstümmelt werden dürfen, dachten einige. Und siehe da: Sie entdeckten die Kühe. Denen wachsen am Kopf so ganz und gar überflüssige, spitze Dinger. «Weg damit!» Warum eigentlich? Man kratzte sich am Kopf und schaute in den verstaubten Argumentarien der Hundzüchter nach: «Natürlich, die Verletzungsgefahr!» Ein Hundschwanz ist ja an sich schon bedrohlich, was geht denn gar von einem Horn, was sage ich: von zwei Hörnern für eine Gefahr aus! Ritsch, ratsch, die Hörner werden kupiert. Doch, es tut den Kühen weh, sehr sogar, denn Hörner sind durchblutet. Wenn Sie’s nicht glauben: reissen Sie sich mal einen Fingernagel aus – der wird ja auch nicht wirklich gebraucht, im Gegenteil, er stört, weil er immer abgeschnitten werden muss. Und ein betriebswirtschaftlicher Unsinn ist er auch. Sie brauchen die Finger heutzutage ja nur noch um das Handy zu bedienen, auf der Computertastatur zu tippen oder in der Nase zu bohren. Da stört ein Nagel überall ungeheuerlich, macht Sie weniger produktiv und ist eine gröbere Verletzungsgefahr. Ausgerissen gehört er!

Es ist doch überhaupt einen Segen, wenn wir die Welt nur noch betriebswirtschaftlich betrachten. Stellen Sie sich vor, was wir alles einsparen können. Es gibt doch wundervolle Fortbewegungsmittel, welche die Beine überflüssig machen. Weg damit! Die Finger brauchen wir dank Siri auch nur noch zum Nasenbohren – und das gehört sich nicht. Also weg damit! So gesehen, winkt noch viel Sparpotenzial in der Gesellschaft. Stellen Sie sich eine effiziente Welt vor, so ganz auf Nutzenmaximierung getrimmt. Und sicher ohne Literatur, Musik und… ohne Freude. Aber effizient.

Oder wir stellen fest, dass es doch noch etwas mehr gibt, was das Leben lebenswert macht. Zum Beispiel Kühe mit Hörnern. Sie können abstimmen, die Kühe nicht. Aber Sie können sich vorstellen, was die Kühe stimmen würden, könnten sie…