Ich bin ein grosser Fan des Schweizer Philosophen und Schriftstellers Alain de Botton. Der Schöngeist lebt in London und verblüfft mich immer wieder mit seinen Betrachtungen. Mal nimmt er sich die moderne Architektur vor und beschreibt, wie die Häuser, in denen wir leben, uns prägen. Er zeigt, wie Proust unser Leben verändern kann oder weshalb mir ein Statusverlust dermassen Angst macht.

VON Kurt Aeschbacher

Nun hat er mir in seinem Blog eine Art Reisetherapie verschrieben. Reisen seien eine Pilgerfahrt zu einem besseren Selbst, behauptet er. Vor einer Reise sollte man sich klar machen, wo man gerade steht in seinem Leben und danach den richtigen Wallfahrtsort bestimmen. Braucht man die Leere, dann wäre die Wüste zweifellos der richtige Ort, den Kopf zu entrümpeln. Happert es in der Partnerschaft, würde wohl einer dieser vielgerühmten Wellnesstempel Klarheit schaffen.

Ich nahm mir noch am gleichen Abend seinen Ratschlag zu Herzen und beschloss – kurzfristig – eine Wallfahrt zu mir selbst. Obwohl sich auf meinem Pult die Papierberge türmen, die unerledigten Mails schlaflose Nächte bereiten und die ungelösten Probleme wie Herbstblätter durch den Tag wirbeln. Sprich: es gab tausend Gründe, die nächste Zeit weiterhin das beflissene Arbeitstier zu mimen und brav zu tun, was man von mir erwartet. Aber nein.

Weiterer Inhalt nur für eingeloggte Besucher...   Loggen Sie sich ein um alles zu sehen:
Noch kein Login? Kein Problem! Registrieren Sie sich einmalig und profitieren Sie von vielen weiteren Club-Vorteilen.