Vom Grauen und Grünen Star – «Ein Blick sagt mehr als tausend Worte» – doch was, wenn der Blick trüb wird, weil der Graue Star mit seinem milchigen Schatten die Linsen überzieht? Oder wenn man den Blick nicht mehr öffnen kann, weil der Grüne Star das Sehfeld immer stärker eingrenzt? Und was ist überhaupt der Unterschied zwischen den beiden Staren?

VON NADINE A. BRÜGGER

Der Grüne Star (Glaukom)
«Das Glaukom oder der Grüne Star ist die zweithäufigste Erblindungsursache in Industrienationen», sagt Maya Müller, Chefärztin an den Pallas Kliniken. Beim Glaukom wird, meistens durch einen zu hohen Augendruck, der Sehnerv beschädigt. Der Sehnerv leitet, einem Kabel gleich, die Seh-Informationen vom Auge zum Gehirn weiter. Ist er beschädigt, folgen Sehausfälle. «Bemerkt werden diese lange nicht», so Müller. Bis sich im weit fortgeschrittenen Stadium das Gesichtsfeld so verengt, dass über Jahre und Jahrzehnte ein immer stärkerer Tunnelblick entsteht. «Das Glaukom entwickelt sich schleichend, so dass die Betroffenen eine Seheinschränkung erst zu spät selber bemerken», erklärt Müller. «Aber jede entstandene Schädigung ist bleibend und kann nicht mehr geheilt werden.» Die Therapie beim Grünen Star besteht einzig darin, den Augendruck mit Tropfen, Laserstrahlen oder einer Operation zu senken und tief zu halten.

Damit kann die weitere Zerstörung des Sehnervs gestoppt werden. «Nur durch eine frühe Diagnostik und eine aufmerksame Betreuung und Behandlung kann ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Aus diesem Grund ist die Früherkennung des Glaukoms so wichtig.» Müller rät, die Augen ab dem 40. Lebensjahr regelmässig kontrollieren und den Augendruck messen zu lassen. Wird die Diagnose Grüner Star gestellt, übernimmt die Krankenkasse im Rahmen der Grundversicherung die Kosten.

Der Graue Star (Katarakt)
Der Graue Star, auch Katarakt genannt, ist eine typische Alterserscheinung. «Es entsteht eine altersbedingte Eintrübung der klaren und durchsichtigen Linse des Auges», sagt Spezialist Carsten Meyer von den Pallas Kliniken. «Durch den Verlust an Transparenz können die Sehschärfe, das Kontrastsehen und das Farbempfinden vermindert sein.» Oft seien Betroffene zudem lichtempfindlich. «Der Graue Star entwickelt sich in der Regel langsam über Monate bis Jahre hinweg», erklärt Meyer. Was tun, wenn das passiert ist? «Bei der Standardmethode macht der Chirurg einen kleinen Schnitt ins Auge und zerkleinert die getrübte Linse mittels Ultraschall. Die Linsenreste werden abgesaugt, und abschliessend implantiert der Operateur eine neue Kunstlinse.» Diese Methode wird von den Krankenkassen übernommen. Wünscht der Patient allerdings die Operation mit dem neuen Femto-Laser, die berührungsfrei funktioniert und dadurch besonders gewebeschonend ist, muss er die Kosten selber tragen. Interessant für Brillenträger: Anstelle einer normalen, kann auch eine korrigierte Speziallinse eingesetzt werden. Es gibt Linsen, die Hornhautverkrümmungen korrigieren, andere verbessern das Kontrastsehen, korrigieren Alterssichtigkeit und ermöglichen sogar eine Verbesserung in die Nähe und in die Ferne. Wie die Brille, müssen aber auch diese Speziallinsen vom Patienten selber berappt werden.

Trockene Augen
«Entscheidend für ein gesundes Auge ist der Tränenfilm», erklärt der Basler Augenarzt Matthias Neudeck. Pro Minute blinzeln wir zehn bis fünfzehn Mal. Mit jedem Wimpernschlag wird eine feine Schicht Tränenfilm über die Oberfläche des Auges verteilt. Enthält der Tränenfilm zu viel Wasser und zu wenig fetthaltige Stoffe, verdunstet er zu schnell. Das Auge wird trocken. Um die Trockenheit zu kompensieren, produziert es mehr Tränenflüssigkeit. Das Auge tränt. Davon betroffen sind zehn Prozent aller Schweizer. Auslöser können Krankheiten sein, meist aber ist es der ganz normale Alltag. Heizung und Klimaanlage trocknen die Augen aus, ebenso Arbeit am Computer. Neudeck rät, viel zu trinken, «das befeuchtet die Schleimhäute». Zudem helfe es, sich regelmässig im Freien aufzuhalten, «dann kommt frischere, feuchtere Luft ans Auge». Wer dennoch oft drinnen ist, solle einen Luftbefeuchter installieren, und während der Arbeit sehr bewusst blinzeln, oder die Augen einen Moment schliessen. «Auch Augentropfen ohne Konservierungsmittel helfen sehr oft», erklärt Neudeck. Kehrt die Feuchtigkeit auch dann nicht zurück, empfiehlt Neudeck einen Arztbesuch.