Mit einer positiven Einstellung kommt man weiter. Dieser Meinung ist auch Caroline Imfeld. Mit 50 beschloss die Hausfrau, Soziale Arbeit zu studieren.

VON BENEDIKT LACHENMEIER

CAROLINE IMFELD

«Mich haut so schnell nichts um», sagt Caroline Imfeld und lacht. Die 53-Jährige weiss, wovon sie redet. Trotz familiären Verpflichtungen beschloss die dreifache Mutter, nochmals die Schulbank zu drücken. Die Obwaldnerin schrieb sich an der Hochschule Luzern für das Studium der Sozialen Arbeit ein – und machte sich bereit für drei Jahre, in denen sie Familie, Studium und Job gleichzeitig stemmen musste. Caroline ist eine soziale und engagierte Frau. Als ihre Kinder klein waren, übernahm die Hausfrau die Leitung einer Spielgruppe und liess sich zur Tagesmutter ausbilden. «Unsere Wohnung sah aus wie eine Kinderkrippe», erinnert sie sich. Geplant war das nicht. «Es geschah, weil es an mich herantrat und ich es annahm. Ich merkte, dass ich es gut mit den Kleinen kann.» Als ihre Kinder älter wurden, besuchte sie beim Schweizerischen Roten Kreuz den Kurs als Pflegehelferin und zusätzlich das Modul Langzeitpflege – um zu sehen, ob ihr die Arbeit mit Betagten auch zusagt. Nach einem Praktikum erhielt Caroline eine Teilzeitstelle in einem Altersheim.

Bevor sie Mutter wurde, hatte die heute 53-Järhrige einen ganz anderen Beruf. Sie war Hochbauzeichnerin und arbeitete später in der technischen Sachbearbeitung. «Aber ich hatte schon immer die Vision, einmal zu studieren.» Was sie genau damit machen wollte, war ihr damals noch nicht klar. In erster Linie ging es darum, ihr Allgemeinwissen zu verbessern. «Die einen lösen Sudokus, die anderen gehen ins Fitnesstraining, und ich wollte mir mehr Wissen aneignen.» Dass sie ihren Traum vom Studium mit der Berufsmatur verwirklichen könnte, erfuhr Caroline über eine ihrer Pflegetöchter, die sich mit der Berufswahl beschäftigte.

«Ich dachte immer, das sei nicht möglich. Wenn man früher einen anderen Weg einschlug, musste man die Idee vom Studium an den Nagel hängen.» Also schrieb sich die dreifache Mutter für den Vorkurs zur Berufsmaturität ein. Nach einer Laufbahnberatung war klar, dass sie das Studium für Soziale Arbeit absolvieren wollte. Der Zeitpunkt war perfekt. «Ich wollte frühestens dann studieren,
wenn meine jüngste Tochter mit der Schule fertig war. Das hat geklappt. Vor zwei Jahren fing sie mit der Lehre und ich mit dem Studium an.» Das Problem war aber: Wie bekommt man Familie, Studium und Teilzeitjob unter einen Hut? Wenn die drei Kinder im Haushalt mitarbeiten würden, könnte es gelingen, dachte Caroline. «Ich schrieb auf, welche Ämtli es gibt und sie konnten aussuchen. Auf Wunsch der Familie übernahm ich das Kochen.» Im ersten Jahr arbeitete die Studentin weiterhin Teilzeit im Altersheim. Danach absolvierte sie beim Sozialdienst der Zuger Gemeinde Baar ein 60-Prozent-Praktikum. Für die Obwaldnerin bedeutete das, um fünf Uhr in der Früh aufzustehen und eine Stunde später an ihrem Wohnort Giswil in den Zug zu steigen. Vor sieben Uhr abends war Caroline selten zuhause. Und danach hiess es Vorkochen für den nächsten Tag. Anschliessend befasste sie sich bis elf Uhr abends mit Semesterliteratur. «Manche Nacht schlief ich nur fünf Stunden. Das hängt an.» Die härteste Zeit hat die dreifache Mutter hinter sich. Für das Herbstsemester nimmt sie sich vor, sich voll und ganz aufs Studium zu konzentrieren und für die Familie da zu sein.

«Es braucht die Selbstsicherheit und die Überzeugung, dass das, was ich mache, richtig und gut ist», weiss Caroline. Die angehende Sozialarbeiterin sieht ihre Zukunft in der Beratung von alten Menschen. «Wenn ich in den Altersbereich gehe, stehen meine Chancen wahrscheinlich nicht so schlecht. Ich verstehe die älteren Leute vielleicht besser als meine jungen Mitstudenten.» Und worin sind die Jüngeren besser? «Sie machen einfach – und ‹hopp de Bäse›. Sie gehen unbeschwerter an die Dinge heran.» Ob es mit 50 zu spät für ein Studium wäre, überlegte sich Caroline genau und kam zum Schluss: «Gerade bei der Sozialen Arbeit stelle ich mir vor, dass ich mein Wissen auch im Pensionsalter anwenden kann.» Stillstand ist für die motivierte Studentin ein Fremdwort.