Roman Peter zeigt auf das grosse Wasserbecken beim KKL Luzern und sagt: «Siehst du? Sie haben den Teich erst kürzlich gereinigt und schon schwimmt wieder eine Plastikflasche drin herum.» Am 34-jährigen Luzerner kommt kein Müll vorbei. Roman Peter ist Trash Hero. Held des Abfalls.

VON BENEDIKT LACHENMEIER

Einer, der dafür sorgt, dass die Welt wieder sauberer wird. Dabei hatte Roman Peter ursprünglich gar nichts mit der Müllproblematik zu tun. Er war IT-Fachmann und nach fünf Jahren im selben Job bereit für die grosse Weltreise. Es kam anders. Bereits auf der zweiten Insel strandete der Abenteurer. Auf Ko Lipe in Südthailand fand Roman sein Paradies. Und blieb gleich für ein halbes Jahr. «Tagsüber ging ich tauchen und abends bin ich mit meinem Keyboard immer in derselben Bar aufgetreten. Warum hätte ich diesen traumhaften Ort verlassen sollen?»

Roman Peter - Gründer von Trash Hero

Roman Peter – Gründer von Trash Hero

Beim Tauchen an diesem schönen Fleckchen Erde machte der Luzerner aber eine unschöne Entdeckung. «Die unbewohnten Inseln im Nationalpark waren voll mit angeschwemmtem Müll. Da hat man schon angefangen, sich Fragen zu stellen.» Irgendwann konnte Roman nicht mehr tatenlos zusehen und sagte zu seinen Kollegen: «Kommt, wir gehen den Beach aufräumen.» Ausgestattet mit Müllsäcken sammelten sie alles ein, was nicht dorthin gehörte: PET-Flaschen, Plastiksäcke, Aluminiumdosen und was sonst noch am Strand lag. Roman und seine Freunde beschlossen, diese sogenannten Cleanups jede Woche durchzuführen. Bereits beim ersten Mal eröffnete der damals 30-Jährige unter dem Namen Trash Hero eine Facebook-Seite. Die Idee verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Es war der Anfang einer Organisation, der inzwischen von Thailand über die Schweiz bis in die USA weltweit rund 22 000 Leute angehören.

«Ich habe von Anfang an gespürt, dass da etwas Grosses draus werden könnte. Aber eine Bewegung startet man nicht alleine. Es braucht Leute, die mitkommen.» Statt in eine Weltreise, investierte Roman sein Geld in das Projekt. Bisher arbeitet er gratis und bezahlt alles selbst. Das macht dem Trash Hero aber nichts aus. «Im Gegensatz zu früher habe ich die Möglichkeit, etwas zu bewirken», ist der ehemalige Informatiker überzeugt. «Ich hatte schon vorher bescheiden gelebt, musste aber ein wenig meinen Lebensstil anpassen.» Die Organisation selbst erhält Spendengelder, um die Marke Trash Hero weiter aufzubauen. Mithilfe von Sponsorengeldern soll in Zukunft auch ein kleiner Lohn für Roman drinliegen. Nach vier Jahren pendeln zwischen der Schweiz und Thailand lebt der Trash Hero wieder in Luzern und hält von hier aus die Fäden in der Hand. Ein Traumjob? Roman verneint.

«Es ist harte Knochenarbeit.» Bei einer 50-Stunden-Woche bleibt für Freunde und Hobbys wenig Zeit. «Als Taucher und Musiker auf Thailand hatte ich einen Traumjob. Jetzt ist es Zeit, etwas zurückzugeben. Das Schönste ist, wenn ich sehe, wie stolz Kinder sind, wenn sie auch Trash Heros sein dürfen. Das gibt mir Hoffnung, denn sie sind die Zukunft. Der Traum ist, dass es irgendwann keine Arbeit mehr für uns gibt.» Zero Waste, kein Abfall mehr, das wäre also das Ziel. Und dazu kann jeder beitragen, ist Roman überzeugt. Zum Beispiel, wenn man zum Einkaufen die eigene Tasche mitnimmt oder sein Müesli gleich im Laden ins eigene Glas abfüllt, wie das bei einem Unverpackt-Shop möglich ist. Zudem startete Trash Hero in der Schweiz Pilotprojekte mit Firmen, die sich dafür einsetzen, keinen Abfall mehr zu produzieren.

Roman selbst hat seit bald drei Jahren kein Wasser mehr aus einer PET-Flasche getrunken. «Es gab schon Situationen, da musste ich ein paar Stunden warten, bis ich meinen Durst löschen konnte. Aber beim Wasser bin ich knallhart.» Allerdings sündigt auch mal ein Trash Hero wie Roman. «Selbst ich kaufe manchmal ein Glace, das in Plastik verpackt ist», gibt er zu. «Ich bin nicht versessen darauf, gar keinen Müll mehr zu produzieren. Das wäre im Moment leider noch sehr aufwändig.» Was muss man für ein Typ sein, um an einem solchen Projekt dranzubleiben? «Man muss den Glauben an das Gute haben. Manchmal müssen wir einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu gehen. Unsere Message ist: Nichts ist unmöglich.»

Am 15. März 2018 findet im Impact Hub der das Trash Hero Volunteer Meeting statt. Wer dabei sein will. Details auf der Facebook-Seite von Trash Hero.

Und hier erklärt uns ein 6jähriger Junge, um was es geht:

Dieser Artikel ist im Magazin 50plus im August 2017 erschienen.