UNSER ZENTRALES ATMUNGSORGAN

Sie ist ein Hochleistungsmotor und zugleich hochempfindlich: Kommt sie ins Stottern, bleibt uns schlicht die Luft weg. Pro Stunde atmen wir über 300 Liter Luft ein, treiben wir Sport, ist es mehr als das Zehnfache.

von Dr. Med. Thomas Wendel und Kurt Aeschbacher

Die Biologie, die Evolution auf unserem Globus, das «Lebendige» überhaupt wären ohne Sauerstoff (O2) nicht möglich. Enthusiastisch feierte die NASA erst kürzlich die Entdeckung von Wasser auf dem Mars und dadurch das Vorkommen von Sauerstoff in gebundener Form von H2O, ein erstes Indiz, dass tendenziell Leben auf dem Mars möglich wäre.

Durch die Atmung nimmt ein Mensch täglich etwa 10000 bis 20000 Liter Luft auf, etwa ein Fünftel davon wird als Sauerstoff aufgenommen und bei der Ausatmung wird Kohlendioxid (CO2) abgeatmet. Im Zusammenspiel mit Mund und Nase, Rachen, Luftröhre und Zwerchfell holt – vereinfacht gesagt – die Lunge beim Einatmen frische Luft in den Körper, filtert den lebensnotwendigen Sauerstoff heraus und transportiert das Kohlendioxid beim Ausatmen ab. Dabei dienen die Bronchien (sie teilen sich 22 Mal, bis sie in die feinen Bronchiolen münden) in den beiden Lungenflügeln als Luftverteiler und fangen Fremdkörper sowie Krankheitserreger ab. Wie Weinbeeren an einer Traube hängen dann an den feinen Bronchiolen die Lungenbläschen.

Was geschieht bei der Atmung?
Die Lunge funktioniert wie eine Pumpe. Beim Einatmen dehnen die Muskeln des Zwerchfells und der Rippen die Lunge. Sie selbst hat keine Muskulatur. Durch den Unterdruck wird frische Atemluft angesaugt und über die Bronchien zu den Lungenbläschen geleitet. Diese Bläschen (Alveolen) sind von rund 300 Millionen feinen Blutgefässen umgeben, in denen der eigentliche Gasaustausch mit dem Blut stattfindet. Das Blut nimmt den Sauerstoff auf und gibt Kohlendioxid zur Ausatmung an die Lungenbläschen ab. Die Lunge besteht übrigens aus zwei Lungenflügeln, wobei sich der rechte in drei und der linke bloss in zwei Lappen aufteilt, da hier das Herz einigen Raum einnimmt.

Physiologisch kann man sich vereinfacht die Atmung so vorstellen: Das venöse Blut (sauerstoffarm und stickstoffreich) gelangt zum Herzen und wird durch den rechten Herzvorhof und die rechte Herzkammer in die Lunge ausgeworfen (sogenannter kleiner Kreislauf oder Lungenkreislauf). Das in der Lunge mit Sauerstoff gesättigte arterielle Blut (sauerstoffreich und stickstoffarm) wird dann über den linken Herzvorhof und die linke Herzkammer in den sogenannten grossen Kreislauf ausgeworfen und der Sauerstoff gelangt nun mit dem Blut zu den Zellen, um diese mit O2 zu versorgen.

Ist meine Lunge gesund?
Bei Husten, Schmerzen im Brustkorb oder Atemproblemen sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Zur Lungenuntersuchung gehören das Abklopfen des Oberkörpers und das Abhören mit einem Stethoskop, bei einer vermuteten Erkrankung auch eine Röntgenaufnahme oder eine sogenannte Spirometrie, ein Lungenfunktionstest.

 

Erkrankungen der Lunge

Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
Jährlich erkranken 4000 Schweizerinnen und Schweizer an Lungenkrebs, das sind 10% aller Krebserkrankungen. In der Schweiz ist es bei Männern die zweithäufigste und bei Frauen die dritthäufigste Krebsart. 90% aller Fälle von Lungenkrebs werden durch das Rauchen ausgelöst.

Asthma Bronchiale
Die Schleimhäute der Wände, vor allem der Bronchien, sind chronisch entzündet, die Patienten haben grosse Probleme bei der Ausatmung, die Lungen überblähen quasi. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen einem allergischen und einem nichtallergischen Asthma.

Bronchitis
Akut-Entzündung vor allem der Bronchien. Chronisch-dauerhafte Entzündung mit chronischem Husten und Auswurf, oftmals durch das Rauchen ausgelöst.

COPD (Raucherlunge)
COPD ist ein Krankheitsbild meist bei chronischen langjährigen Rauchern, eine Kombination aus chronischer Bronchitis und einem Lungenemphysem, bei dem Areale der Lunge irreversibel überbläht sind und nicht mehr beim Gasaustausch teilnehmen. Chronische Atemnot und Probleme bei der Ausatmung sind die dramatischen Folgen bis hin zur Lungentransplantation.

Lungenembolie
Meist ein aus den Bein-oder Beckenvenen eingeschlepptes Blutgerinnsel, das Lungengefässe verstopft und verschliesst.

Lungenentzündung
Die Pneumonie wird fast immer durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze verursacht.

Lungenödem
Ansammlung von Körperflüssigkeit (z.B. Blut oder Lymphe) im Lungengewebe, das oft von einer Art «Rasseln» bei den Atembewegungen begleitet wird.

 

Wer nachts schnarcht

Wer nachts schnarcht, Atemaussetzer hat und tagsüber oft müde ist, hat wohl ein Schlafapnoe-Problem. Die Konsequenzen sind starke Tagesmüdigkeit, Bluthochdruck und ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Die typischen Symptome dieser Krankheit sind starkes, unregelmässiges Schnarchen und Atemaussetzer. Dies merkt der Betroffene (es sind mehrheitlich Männer) oft nicht selbst, hingegen die Partnerinnen und Partner umso mehr. Die entsprechenden Hinweise sollte man sich jedoch zu Herzen nehmen und sich untersuchen lassen. Die Ursachen können Vererbung sein, oft ist es Übergewicht, Alkoholkonsum vor dem Einschlafen oder Rauchen.